Ruslan Malinovskyis Tore der Trauer
RTL
Ruslan Malinovskyi kann sich über seine Tore zurzeit nicht freuen. Denn während der Bergamo-Spieler sportlich brilliert, tobt in seiner Heimat Putins Krieg.
Ruslan Malinovskyi schießt zurzeit ziemlich viele Tore, wirklich freuen über die vielleicht beste Phase seiner Fußball-Karriere kann sich der Kicker von Atalanta Bergamo (Italien) aber nicht. Denn während der Ukrainer Bälle in Netze schießt, schießt die russische Militärmacht auf seine Heimat – und bedroht Malinovskyis Familie.
Dass Bergamo das Achtefinal-Hinspiel der Europa League gegen Bayer Leverkusen vor einer Woche 3:2 gewonnen hatte, war für Malinovskyi (Marktwert 30 Millionen Euro) eine Nebensächlichkeit. So wie der Fußball generell zurzeit nicht mehr ist als eine Sache, eine sehr unwichtige. Der 28-Jährige widmete seine Leistung gegen den Bundesligisten "allen Opfern des Krieges in der Ukraine". Zwei Tore hatte Malinovskyi vorbereitet, eins selbst erzielt.
Wie aber soll man sich auf Fußball konzentrieren, sich über Tore freuen, wenn die Heimat bombardiert wird, die Familie um ihr Leben bangt? Der Fußball-Star kommt aus Schytomyr, einer 270.000-Einwohner-Stadt westlich von Kiew. Einen Tag vor dem Leverkusen-Spiel bombardierten russische Kampfjets seine Heimat.
Familie Malinovskyi "ist immer noch in der Ukraine und lebt in der Nähe von Kiew, aber nicht in einer großen Stadt, sondern an einem etwas sichereren Ort", verriet Roksana Malinovska, die Ehefrau des Profis unlängst. Ihre Familie sei in "der Nähe des Schwarzen Meeres und der Krim, meine Großmutter und meine Freunde sind dort, ich mache mir große Sorgen um sie."Lese-Tipp: In unserem Live-Ticker zum Krieg in der Ukraine halten wir Sie über alle Entwicklungen auf dem Laufenden.
Box-Weltmeister, Biathleten, Fußballer – viele ukrainische Sportler haben sich für den Krieg gegen Putin gemeldet. Zwei junge Fußballspieler sind schon gefallen. Auch Ruslan Malinovskyi tut, was er als Spieler von Atalanta Bergamo eben tun kann. Er nutzt die große Bühne Europapokal, die Öffentlichkeit, die größere Aufmerksamkeit, die ihm jetzt entgegengebracht wird. Nutzt seine sozialen Kanäle, verlinkt Spendenaufrufe an das ukrainische Militär, hilft selbst finanziell.
Als Russland am 24. Februar die Ukraine überfiel, schoss Malinovskyi in der Europa League ein Tor gegen Piräus. Er zog sein Trikot hoch, auf seinem Untershirt stand: "No War in Ukraine."
In dieser dunklen Zeit sendet Malinovskyi aber noch eine andere Botschaft. Die nämlich, dass Russen und Ukrainer tatsächlich Brüder sein können. Mit seinem Teamkameraden Aleksey Miranchuk verbindet ihn eine Freundschaft. Putins Krieg mag Häuser, mag Stützpunkte, mag Straßen zerstören, die russisch-ukrainische Freundschaft in Bergamo zerstört er nicht.
"Ein Ukrainer und ein Russe, die sich gegenseitig umarmen und zusammen spielen. In unserer Umkleidekabine gibt es ein Beispiel dafür, dass diese Menschen in Frieden zusammenleben können", gab Bergamos Sportdirektor Giovanni Sartori Einblicke in die Atalanta-Kabine. Und Spieler Matteo Pessina schrieb auf Instagram: "Der Fußball vereint, was die menschliche Torheit trennen will".