RTL-Reporter trifft Klitschko-Brüder in Kiew: Vitali und Wladimir leben in ständiger Lebensgefahr
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Die Klitschko-Brüder sind nachdenklich und wirken besorgt. Im Interview, aber auch in unserem Gespräch danach.
Ich treffe Vitali und Wladimir Klitschko an einer Feuerwache in Kiew. Hier werden acht Löschzüge aus Deutschland übergeben. Fast überschwänglich bedankt sich der Kiewer Bürgermeister für die Hilfe aus Deutschland, die dringend gebraucht wird. Gerade auch angesichts der Luftschläge der russischen Armee gegen Kiew. Sein Bruder Wladimir ist auch gekommen, um Dankbarkeit zu zeigen. Aber auch, um einmal mehr zu zeigen, dass die Brüder zusammenstehen. Jetzt, in der Stunde der Not.
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Die Klitschko-Brüder sind nachdenklich und wirken besorgt. Im Interview, aber auch in unserem Gespräch danach. Im Osten der Ukraine hat die Offensive der russischen Armee begonnen, sagt der ukrainische Generalstab. Das wissen beide natürlich. Auf den Schultern von Vitali Klitschko lastet eine große Bürde. Den Kampf um Kiew hat man begonnen. Das ist wie ein Boxkampf, wo man die erste Runde gewonnen hat.
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Aber es geht nicht um einen sportlichen Triumpf, sondern um das Überleben der Ukrainer, um das Überleben der Menschen. Es ist ein Existenzkampf und die Sorge ist an ihren Gesichtern abzulesen. Aber die Mienen von Vitali und Wladimir drücken auch absolute Entschlossenheit aus. Das ist ja sowieso das, was man als Reporter in diesem Land jeden Tag spürt: Aufgeben, sich dem Feind beugen, ist keine Option für die Ukrainer. Komme, was wolle.
Vitali und Wladimir stehen beispielhaft für diese Gefühl. Sie haben als Vorbilder sogar die Grundlage für diese wilde Entschlossenheit geschaffen. Was sie tun, wird im ganzen Land wahrgenommen. Was mir bei dieser Begegnung aber auch aufgefallen ist: Sie antworten ruhig, bedacht. Da ist Sorge, aber keine Angst. Sie klagen die russischen Kriegsverbrechen, das gnadenlose Vorgehen der russischen Armee an. Aber sie hassen nicht. Der Ukraine stehen auch weiter schwere Zeiten bevor. Platon kommt einem in den Sinn: Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.
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Am Ende verabschieden wir uns. Sie wünschen mir alles Gute. Mir fällt keine passende Antwort ein. Was wünscht man Vitali Klitschko, dessen Land ums Überleben kämpft und der politische Verantwortung über die Hauptstadt unter Dauerbeschuss trägt. Was wünscht man Wladimir Klitschko, der statt sich in Sicherheit zu bringen, an der Seite seines Bruders steht. Also sage ich am Ende auch: Alles Gute – bevor sich die beiden Klitschko-Brüder von Leibwächtern bewacht in ihren gepanzerten Wagen setzen. Es sollen viele russische Agenten in der Stadt sein. Die Klitschko-Brüder leben in ständiger Lebensgefahr.