Rostock-Lichtenhagen: "Erschütternd, dass kaum jemand einschritt"
DW
30 Jahre nach den Angriffen auf Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen haben Politiker und Organisationen an die damaligen Ereignisse erinnert.
Die Angriffe auf die Bewohner einer Aufnahmestelle für Asylsuchende in Rostock-Lichtenhagen gehörten zu den schlimmsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Berlin.
"Es ist bis heute erschütternd, dass kaum einer gegen den Mob einschritt." Viele Menschen hätten sogar applaudiert und die Angreifer weiter angestachelt. Zugleich kritisierte die SPD-Politikerin das "zögerliche und halbherzige Verhalten der Sicherheitskräfte und die zu geringe Empathie in Politik und Gesellschaft".
Bundeskanzler Olaf Scholz erinnerte auf Twitter an die Ereignisse: "Wo Menschen Schutz suchten, wurden sie angegriffen - eine schreckliche Tat." Es gelte, "jeden Tag gegen Hetze und Rassismus zu kämpfen", so der sozialdemokratische Regierungschef.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schrieb ebenfalls auf Twitter: "Der Hass ist nicht verschwunden. Es bleibt unsere Pflicht, unsere offene Gesellschaft gegen ihre Feinde zu verteidigen."
Auch die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl warnte in einer gemeinsamen Erklärung mit der Amadeu-Antonio-Stiftung davor, Rassismus als Problem der Vergangenheit anzusehen. Noch immer seien Unterkünfte für Geflüchtete eine Zielscheibe rassistischer Gewalt und es fehle der politische Wille, konsequent hiergegen vorzugehen.