Rohstoffe knapp, Preise hoch: Anst vor Baustopp und Pleiten
n-tv
Erfurt (dpa/th) - Der Bauindustrieverband Hessen-Thüringen befürchtet angesichts der enormen Kostensteigerungen eine Pleitewelle in der Branche. Die Situation sei dramatisch, warnte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Burkhard Siebert, am Dienstag in Erfurt. Das Kapital der meisten Baufirmen werde angesichts des Rekordniveaus bei Baustoff-, Energie- und Kraftstoffpreisen schnell aufgebraucht. Die Baufirmen könnten Aufträge kaum noch kalkulieren. Sie müssten sich für den gesamten Zeitraum eines Bauprojekts preislich binden, bekämen aber von den Baustofflieferanten derzeit nur noch Tagespreise genannt.
So habe sich seit dem Ukraine-Krieg etwa der Preis für eine Tonne Bitumen auf 650 Euro mehr als verdoppelt. Neben den Preissprüngen bei Materialien wie Stahl, Aluminium oder Kupfer leide die Bauwirtschaft auch unter den extremen gestiegenen Spritpreisen. Ein mittelständisches Unternehmen habe bis zu 40 Baustellen und verbrauche pro Jahr 1,5 Millionen Liter Diesel. Damit müssten die Unternehmen bei den derzeitigen Preisen alleine für Sprit rund 1,5 Millionen Euro Mehrkosten im Jahr stemmen, rechnete Siebert vor.
"Wir werden angesichts von Lieferengpässen auch über Baustopps reden müssen", sagte Siebert. Baustoffe seien zum Teil nicht mehr zu bekommen. So sei etwa in Suhl ein Bauprojekt für 60 Wohnungen gefährdet, weil es Beschaffungsprobleme beim Stahl gebe. Der Hauptgeschäftsführer wies daraufhin, dass im ukrainischen und jetzt weitgehend zerstörten Mariupol das größte Stahlwerk Europas stand.
Der Verband forderte Regeln auf Landes- und kommunaler Ebene, die es Baufirmen erlaubten, Preissteigerungen auch an die Auftraggeber weitergeben zu können. Der Bund habe in der vergangenen Woche mit Erlassen bereits entsprechende Preisgleitklauseln für Bundesbauprojekte geschaffen. Das Bauhauptgewerbe beschäftigt nach Verbandsangaben in Thüringen rund 14 000 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von etwa 2,3 Milliarden Euro.