
Rohingya in Seenot dürfen in Indonesien an Land
DW
Nach Protesten von Menschenrechtsorganisationen will Indonesien Rohingya-Flüchtlinge aufnehmen, die seit Tagen in einem Holzboot vor der Küste der Provinz Aceh treiben. Es handelt sich vor allem um Kinder und Frauen.
Der Leiter des zuständigen indonesischen Krisenstabs erklärte, die Entscheidung sei aus humanitären Gründen und in Anbetracht der Notsituation getroffen worden, in der sich die Bootsflüchtlinge befinden. An Bord des Holzboots sind nach Angaben von Fischern rund 120 Personen, darunter 51 Kinder und 60 Frauen.
Das ursprüngliche Vorhaben der indonesischen Regierung, die Rohingya in malaysische Gewässer abzudrängen, hatte Proteste der internationalen Gemeinschaft und verschiedener Hilfsorganisationen hervorgerufen. Amnesty International und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderten die Regierung in Jakarta auf, die Menschen aufzunehmen. "Hier geht es um Leben und Tod", erklärte der Chef von Amnesty in Indonesien, Usman Hamid.
Das manövrierunfähige Boot der Rohingya befand sich zuletzt rund 50 Seemeilen vor der Küste des Bezirks Bireun in Indonesiens westlichster Provinz Aceh. Es soll nun an Land geschleppt werden. Wegen der Corona-Pandemie sollen die Insassen zunächst untersucht und dann versorgt und untergebracht werden.
Die indonesischen Behörden wurden nach eigenen Angaben am 25. Dezember von Fischern über das Boot vor der Küste von Aceh informiert. Nach Angaben der humanitären Organisationen versorgen die Fischer die Menschen mit Lebensmitteln und Wasser und halten sich für Notfälle in der Nähe bereit.
Im vergangenen Jahr waren hunderte der in Myanmar verfolgten muslimischen Minderheit über das Meer nach Indonesien geflüchtet. Die meisten reisten später nach Malaysia weiter, wo inzwischen rund 100.000 Rohingya leben.