
Rocko Schamoni: „Der Jaeger und sein Meister“ – „Etwas strahlend Unprofessionelles“
Frankfurter Rundschau
Rocko Schamoni schreibt eine Hommage an Heino Jaeger und an eine Zeit, in der es zum guten Ton gehörte, nicht normal zu sein.
Einige Beachtung hat er mit seinen Auftritten gefunden, für seine Zeichnungen und Gemälde gutes Geld bekommen, außerdem eigene Sendungen im Radio. Gelegentlich allerdings ist er zu Studioterminen einfach nicht aufgetaucht, und auch sonst hat Heino Jaeger einiges dafür getan, um dann doch nicht ganz groß herauszukommen. Heute ist er ein mehr oder weniger namhafter Geheimtipp, Aufnahmen sind erhältlich, die Bildwerke werden zu erheblichen Preisen gehandelt.
Nach „Große Freiheit“ (2019) ist „Der Jaeger und sein Meister“ der zweite Teil einer Trilogie Rocko Schamonis um Figuren um den Kiez in St. Pauli. Der Autor, auch als Musiker sowie als Komiker mit Studio Braun bekannt, schickt einen autobiografischen Text voraus. Er handelt vom Tod des Vaters, der ihn tief getroffen habe, und von der Familie. Über das Aussehen hinaus, schreibt Schamoni, habe er vom Vater wohl auch die Depression geerbt. Dieser Text allein, dreißig äußerst persönliche Seiten, wäre den Erwerb dieses Buches bereits wert. Und was folgt, ist es erst recht.
„Der Jaeger und sein Meister“ ist die Hommage an einen Typus, der seine Blütezeit in den späten sechziger und den frühen siebziger Jahren hatte. Einer Zeit, in der Nonkonformismus zum guten Ton gehörte. In der es, für viele zumindest, normal war, unnormal zu sein. Seine Idole, die diesem Typus angehörten, fand Schamoni im Freundeskreis seiner Eltern – von Heino Jaeger bekam er erst viel später Kunde. Olli Dittrich sowie alle drei Mitglieder von Studio Braun nennen ihn als wichtigsten Einfluss, auch Helge Schneider rechnet ihn zu seinen Vorbildern.