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RKI-Chef Lothar Wieler mit Corona-Brandrede: „Es herrscht eine Notlage in unserem Land“
Frankfurter Rundschau
Lothar Wieler gibt sich sonst eher nüchtern. In einer Brandrede schildert er nun, wie alarmierend die Corona-Lage in Deutschland ist - und wie groß sein Frust über die Politik.
Berlin/Dresden - Die Corona-Lage in Deutschland hat sich wieder dramatisch verschlimmert. Am Donnerstag (18.11.2021) meldete das Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 65.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages, Tendenz steigend. Der Präsident des RKI, Lothar Wieler, der sonst eher nüchtern auftritt, hat nun in einer Brandrede ein dramatisches Bild gezeichnet – und sich frustriert über die Politik gezeigt.
„Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, sagte RKI-Chef Wieler am Mittwochabend (17.11.2021) bei einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Die Zahl der Neuinfektionen steige steil an, und tatsächlich dürfte sie weitaus höher sein als bekannt: „Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich.“ Hinter den mehr als 50 000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, „verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele“, sagte Wieler.
Auch die Zahl der Toten wird laut RKI-Chef Wieler dramatisch ansteigen. Zuletzt seien 0,8 Prozent der Erkrankten an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Bei mehr als 50.000 Infizierten pro Tag würden in den nächsten Wochen 400 sterben. „Daran gibt es nichts mehr zu ändern.“ In der Bundespressekonferenz habe er zuletzt noch etwas zurückhaltender von 200 Toten pro Tag gesprochen, tatsächlich sei die Zahl aber höher. Niemand könne diesen Menschen noch helfen, selbst mit bester medizinischer Versorgung nicht.