Reus hält dem BVB den dreckigen Spiegel vor
n-tv
Seit bald zehn Jahren spielt Marco Reus für Borussia Dortmund. Ein Superstar außerhalb Deutschlands, erfährt der Kapitän des BVB in der eigenen Stadt selten die höchste Anerkennung. Unfreiwillig hält er dem Verein und den Fans den Spiegel vor. Das will niemand.
In wildfremden Ländern stehen Pappaufsteller von ihm, er ist auf dem Weg Rekordtorschütze seines Heimatvereins zu werden, in der Pandemie unterstützte er die Klein-Unternehmen seiner Stadt, als er die Weltmeisterschaft 2014 verpasst, weint die Welt mit ihm und Fans gegnerischer Mannschaften wertschätzen ihn so sehr, dass sie ihn gnadenlos auspfeifen. Marco Reus könnte ein ganz großer Spieler sein, doch in seiner Heimat, Dortmund, ist man skeptisch. Weil er, der Kapitän von Borussia Dortmund, mit seinen Leistungen dem Klub den Spiegel vorhält. Der 32-jährige Marco Reus ist Borussia Dortmund. Und damit sind nicht alle zufrieden.
In einem Sainsbury's Supermarkt in Süd-London ist Marco Reus über Jahre Dauergast. Nicht als Kunde, sondern als Pappaufsteller, der die Menschen der britischen Hauptstadt begrüßt. Nicht Lionel Messi, nicht Cristiano Ronaldo, sondern der Dortmunder steht dort über einige Jahre und bewirbt die jeweils neueste Edition der Video-Spielserie "FIFA". "Für viele Leute in England ist er mehr als ein Fußballer, er ist eine Stil-Ikone", sagt der britische Fußball-Journalist Andy Brassell, der für den "Guardian" wöchentlich Kolumnen über die Bundesliga verfasst.
Reus und auch der BVB sind außerhalb Deutschlands immer noch viel mehr als der ewige Zweite der Bundesliga, sie sind im besten Sinne in die Popkultur übergegangen. Der BVB als der andere Verein aus Deutschland, Marco Reus als das große Versprechen und einer der Spieler, die in ihrer Heimat glücklich geworden sind. Aber die Ära, die Reus in Dortmund immer noch prägt, ist die des Stillstands auf hohem Niveau. Und das wird auch ihm, dem gebürtigen Dortmunder, angelastet. Nicht im Ausland, aber in seiner Heimat.