Rettungsaktion für krebskranke Kinder
n-tv
Eine italienische Hilfsorganisation pendelt seit Kriegsbeginn zwischen der Ukraine und Italien, um krebskranke Kinder in Sicherheit zu bringen. Der Präsident erzählt vom Drama und dem unsäglichen Leid, das Russland diesen Kindern zufügt.
Auf dem Video, das Damiano Rizzi auf dem Handy abspielt, sieht man das Untergeschoss eines Krankenhauses. In einem Flur sind man Mütter mit ihren Kindern. Einige Kinder, darunter auch sehr kleine, hängen an einer Tropfinfusion. Sie haben Krebs. "Fünf Tage mussten sie in diesem Untergeschoss ausharren, bevor wir sie aus Kiew evakuieren konnten", erzählt Rizzi ntv.de. Er ist onkologischer Psychotherapeut und Präsident der italienischen NGO Soleterre. Diese 2002 gegründete Hilfsorganisation kümmert sich besonders in armen oder vom Krieg heimgesuchten Ländern um krebskranke Kinder. In der Ukraine arbeitet die Hilfsorganisation seit 2003 - in Kiew im Nationalen Krebsinstitut, in Lwiw und seit kurzem auch in der Stadt Ternopil.
Rizzi ist ein stattlicher Mann um die 50, er hatte schon unzählige Male mit dramatischen Situationen zu tun, in Uganda, im Südsudan, in Burkina Faso, in der Elfenbeinküste, in Marokko. In all diesen Ländern arbeitet Soleterre. Abgebrüht ist er dennoch nicht, man merkt, wie ihn das Video von den Kindern im Untergeschoss berührt. Er selber hat an der Evakuierung teilgenommen. Von der Hauptstadt brachte man die Kinder und Mütter mit dem Zug nach Lwiw und von dort mit dem Bus über die Grenze nach Polen, zum Flughafen in Rzeszów. Die Väter dürfen, trotz der Krankheit ihrer Kinder, die Ukraine nicht verlassen. Begleitet werden die Flüge von einem Arzt und einem Psychologen. Mittlerweile wurden 50 Kinder nach Italien gebracht, weitere 20 kamen auf eigene Faust, "manchmal in kleinen, schrottreifen Bussen und mit völlig erschöpften Fahrern", erzählt Rizzi. Jetzt sind sie, je nach Tumor, auf spezialisierte Krankenhäuser in ganz Italien verteilt.
Im San-Matteo-Krankenhaus in Pavia, einer Universitätsstadt 45 Kilometer südlich von Mailand, befinden sich sieben dieser Kinder. Sie sind zwischen 5 und 17 Jahre alt. Hier, im obersten Stockwerk der onkologischen Kinderstation, findet auch das Gespräch mit Rizzi statt. Neben den Ärzten, die diese Kinder betreuen, setzt sich das Team aus Ukrainisch sprechenden kulturellen Vermittlern, wie man sie hier nennt, und einer ukrainischen Psychologin zusammen. Die Mütter werden mit den Kindern aufgenommen. Für eine Mutter und ihr Kind wurde eine Wohnung gemietet, da dessen Behandlung keinen Krankenhausaufenthalt erfordert.