
Rettet China wieder die Weltwirtschaft?
DW
Pekings riesiges Konjunkturprogramm half dem Westen einst, sich von der Finanzkrise 2008 zu erholen. Diesmal ist der Aufschwung Chinas nach der Pandemie aber durchwachsen. Dazu kommen geopolitische Spannungen.
Der Rest der Welt steht am Rande einer Rezession und eine schwächelnde Konjunktur in Chinas ist das Letzte, was westliche Politiker derzeit gebrauchen können. Aber dass China als Motor des globalen Wirtschaftswachstums wie nach der Finanzkrise 2008 die Welt aus der Krise führt, ist eher unwahrscheinlich. Denn die Konjunkturerholung in der Volksrepublik ist sehr einseitig.
Seit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Dezember ihre dreijährige Null-Covid-Politik aufgegeben hat, läuft sie noch lange nicht wieder auf Hochtouren.
Die Einfuhren Chinas gingen im April deutlich um 7,9 Prozent zurück, während die Ausfuhren mit 8,5 Prozent langsamer wuchsen als im März (14,8 Prozent). Die Verbraucherpreise stiegen im April so langsam wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Gleichzeitig verschärfte sich der Preisverfall bei den Fabrikerzeugnissen der chinesischen Industriegroßhändler.
In der Zwischenzeit gingen neue Bankkredite im April weitaus stärker als erwartet zurück: Die Kreditgeber vergaben im April neue Yuan-Kredite in Höhe von 718,8 Milliarden Yuan (104 Milliarden US-Dollar/ 94,5 Milliarden Euro), das war weniger als ein Fünftel der Kreditsumme vom März.
"Chinas Volkswirtschaft wird nicht implodieren, aber sie wird auch nicht mehr so boomen wie im goldenen Jahrzehnt der 2010er Jahre, als sie zweistellig wuchs", sagt Steve Tsang, Direktor des China-Instituts an der Londoner School of Oriental and African Studies, gegenüber der DW.