Resnikow gefeuert: Selenskyj setzt bei der Gegenoffensive jetzt auf einen Krimtatar
Frankfurter Rundschau
Selenskyj feuert seinen Verteidigungsminister Resnikow. Der Nachfolger steht bereits fest: Rustem Umerow, ein Unternehmer mit krimtatarischen Wurzeln.
Kiew – Inmitten der ukrainischen Gegenaktion hat Präsident Wolodymyr Selenskyj beschlossen, seinen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zu entlassen. „Das Ministerium braucht neue Ansätze und andere Formate der Interaktion sowohl mit dem Militär als auch mit der Gesellschaft als Ganzes“, erklärte der Präsident in seiner Video-Botschaft am Sonntagabend (3. September). Als potenzieller Nachfolger steht Rustem Umerow auf Selenskyjs Liste. Der Geschäftsmann, der aktuell noch den staatlichen Vermögensfonds leitet, soll bereits in dieser Woche seine neue Position antreten.
Auf Anweisung des Präsidenten gab der entlassene Verteidigungsminister Resnikow am Montagmorgen seinen Rücktritt über Twitter bekannt. Sein Rücktrittsgesuch soll bereits beim Obersten Rada der Ukraine eingereicht worden sein. Er sei bereit, dem Parlament über seine geleistete Arbeit Rechenschaft abzulegen. In seinem Brief an den Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk betonte Resnikow, dass Kiew bei seinem Amtsantritt sogar Stinger-Flugabwehrraketen verweigert wurden. Mittlerweile erhalte das Land Kampfflugzeuge, moderne Panzer, Flugabwehrsysteme, weitreichende Raketen und mehr.
Resnikow, der seit November 2021 das Amt des Verteidigungsministers innehatte, wurde in der Vergangenheit mehrmals der Korruption beschuldigt. Kürzlich wurde dem Verteidigungsministerium vorgeworfen, im November 2022 überteuerte Verträge für die Lieferung von militärischen Winteruniformen aus der Türkei abgeschlossen zu haben. Der Preis soll sich nach Vertragsunterzeichnung verdreifacht haben. Der damalige Verteidigungsminister wies alle Anschuldigungen zurück. Im Januar 2023 musste bereits Resnikows Stellvertreter zurücktreten. Die Regierung hatte damals das Ministerium beschuldigt, Lebensmittelverträge zu stark aufgeblähten Preisen abgeschlossen zu haben.
Den endgültigen Ausschlag für Resnikows Abgang dürften die aufgedeckten Korruptionsfälle bei der Rekrutierung ukrainischer Soldaten gegeben haben. Demnach konnten sich Wehrpflichtige durch Bestechungszahlungen dem Dienst an der Waffe entziehen. Ukrainische Medien hatten bereits in der Vergangenheit – und verstärkt in den letzten Tagen – berichtet, dass eine Ablösung von Resnikow unmittelbar bevorstehe.
Der Minister sprach zuletzt immer häufiger von seinem Rücktritt und erklärte dabei, dass noch ein Ersatz für ihn gefunden werden müsse. Beobachtern zufolge möchte Selenskyj vor seinem USA-Besuch in etwa zwei Wochen den belasteten Resnikow aus dem öffentlichen Fokus nehmen und Ruhe in sein Verteidigungsministerium bringen. Die vakante Position soll der Geschäftsmann und Investor Umerow übernehmen. Der 41-jährige Nachfolger war laut ukrainischen Medien Stipendiat eines US-Programms für zukünftige Führungskräfte und ist als Experte für Finanzwirtschaft bekannt. Nach seiner Zeit im Parlament wurde er vor einem Jahr zum Chef der staatlichen Vermögensverwaltung ernannt.