
Repair-Café Sachsenhausen: Das zweite Leben einer Nähmaschine
Frankfurter Rundschau
Das Repair-Café in Sachsenhausen haucht defekten Nähmaschinen und Toastern neues Leben ein. Der coronabedingte Schwund bei den Ehrenamtlichen wird indes zum Problem.
Bei seiner Premiere als Reparateur hat es Osaied Falaha gleich mit zwei Toastern hintereinander zu tun. Im Sachsenhäuser „Repair-Café“, das monatlich vom Umweltverband BUND im Gemeindehaus St. Wendel organisiert wird, hilft der 28-Jährige erstmals mit und hat gleich ein Erfolgserlebnis. Dem Brotröster von Gast Stefan Beyer, der zum ersten Mal da ist und sich „unkompliziert“ per E-Mail angemeldet hat, kann Falaha mit Unterstützung neues Leben einhauchen. „Es ist mal ein Toast stecken geblieben“, sagt Beyer, „den habe ich mit Gewalt herausgezogen.“ So sei das Gerät kaputtgegangen, ergänzt der 38-Jährige. „Ein Blech war verbogen“, berichtet Falaha, der sich vor der Fehlerbehebung im Internet schlau gemacht hatte. Mit einem Dreiecks-Schraubenzieher, den Beyer nicht zu Hause gehabt hätte, wie er sagt, habe Falaha, als Auszubildender zum Elektroniker für Betriebstechnik, die Sicherheitsschrauben gelöst, ein „Klemm-Gehäuse“ geöffnet und die „Magnetizität“ wieder hergestellt. So nennt es Hubert Stierhof, der am Tisch gegenüber hinter Glasscheiben als Trennwand zum Corona-Schutz sitzt. Der 65-Jährige hat eine Nähmaschine im Inneren geölt und schraubt sie gerade wieder zusammen. Nebenbei: Fehlendes Öl sei zu „90 Prozent“ der Grund, warum Nähmaschinen nicht mehr liefen, berichtet Stierhof. Der Praunheimer repariert schon seit ein paar Jahren regelmäßig in Sachsenhausen und hatte für den Einsteiger ein paar Tipps. „Bei Reparaturen gibt es entweder das Problem der Öffnung oder der Diagnosen-Findung“, sagt er. Ein weiterer Tipp als gewohntes Ritual: Nach erfolgreicher Reparatur die Kuhglocke läuten, die auf einem der Tische steht. Damit die Handvoll Leute, alle mit Mund-Nasen-Bedeckung, die an den anderen Tischen fieberhaft an einer Kaffeemaschine, einem Tablet und einem Rasierapparat basteln oder gespannt zugucken, auch mitbekommen, dass ein Gegenstand wieder einsatzfähig ist. Toaster-Besitzer Stefan Beyer freut sich und packt das Gerät in den Korb auf seinem Fahrradgepäckträger. „Ich muss das Ding nicht entsorgen und kann ihn weiter gebrauchen.“More Related News