
Reisinger zu Triage-Einsatz Anfang der 1990er: "prägend"
n-tv
Viele dürften den Begriff Triage erst mit der Corona-Pandemie kennengelernt haben. Der Rostocker Epidemiologe Emil Reisinger hat sie vor Jahrzehnten schon selbst erlebt. In Rostock gebe es aktuell keine Triage - noch nicht.
Rostock (dpa/mv) - Der Rostocker Epidemiologe Emil Reisinger hat als Arzt Anfang der 1990er Jahre im Mittleren Osten Erfahrungen mit der sogenannten Triage gesammelt. "Die Zeit im Iran war für mich sehr prägend", sagte Reisinger der Deutschen Presse-Agentur. Während des Irakkriegs habe er dort als Arzt in einem Flüchtlingslager gearbeitet. "Da haben wir 15.000 kurdische Flüchtlinge betreut." In dem Zeltlager sei es schnell zu einer Typhus- und Cholera-Epidemie gekommen. Im Infektionszelt des Feldlazaretts habe es 20 Betten gegeben. "Insofern konnten wir nicht alle behandeln." Der "Spiegel" hatte über die Erfahrungen des Dekans der Universitätsmedizin Rostock (UMR) berichtet.
Triage bedeutet, dass Mediziner wegen knapper Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst und mit welchen Mitteln helfen. Menschen, die sie nicht hätten aufnehmen können, seien in ihren Zelten so gut es ging versorgt worden und hätten etwa keine Infusionen mit Flüssigkeit oder Antibiotika erhalten, erzählte Reisinger. Er geht davon aus, dass es infolge der unzureichenden Behandlung zu Todesfällen gekommen ist. Die Ärzte hätten damals vor allem nach dem Alter priorisiert. "Wenn wir Platz hatten, haben wir ältere Menschen auch aufgenommen. So hat man damals triagiert."