
Reise durch ein Land, das der Westen zurückließ
Die Welt
Im August haben die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. 39 Millionen Menschen leben nun unter der Herrschaft des Emirats, die Verzweiflung steigt. Unser Reporter ist durch ein Land am Rande des Kollaps gereist – und hat erschütternde Aufnahmen in Wort, Bild und Ton mitgebracht.
Die letzten 800 Meter von Usbekistan ins neue Reich der Taliban führen über eine alte Eisenbahnbrücke aus weiß gestrichenen Fachwerkträgern. Links und rechts der weite Blick auf das grünbraune Wasser des Grenzflusses Amudarja. „Alle eingestiegen, Koffer und Taschen dabei?“, hatte der Tuk-Tuk-Fahrer noch gefragt, dann war er losgerattert mit seinem Taxi auf drei Rädern.
Drüben sitzt ein Mann dösend vor einem Wachhäuschen mit grün gestrichenen Fensterrahmen auf einem billigen schwarzen Klappstuhl. Er sieht aus, wie alle Taliban tatsächlich aussehen: Turban auf dem Kopf, lange Haare, langer Bart, schwarzer Lidstrich, dazu weite Hosen und ein Hemd bis zu den Knien. So geben sich diese radikalen Islamisten weltweit. Prophet Mohammed soll vor 1400 Jahren ähnlich herumgelaufen sein.