
Reicht das Gas auch für den nächsten Winter?
DW
Eine Gasmangellage droht in diesem Winter nicht mehr. Darin sind sich die Experten einig. Doch nach dem Winter ist vor dem Winter. Und sogar für den Winter 2023/2024 wächst inzwischen der Optimismus. Zu Recht?
Wegen des milden Wetters der vergangenen Tage ist zwischenzeitlich sogar wieder Gas eingespeichert worden. Der Füllstand lag zu Beginn der Woche bei 71,3 Prozent. Ziel der Bundesregierung war es, für Anfang Februar einen Füllstand von 40 Prozent zu erreichen, doch tatsächlich lag er da fast doppelt so hoch.
Auch Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur, gibt für diesen Winter Entwarnung. Doch er denkt schon weiter: "Alles, was wir jetzt in den Gasspeichern behalten, hilft uns bei der Vorbereitung eben auf den nächsten, übernächsten Winter", sagte er am Wochenende im Deutschlandfunk.
Jetzt müsse man die Weichen stellen, um sich darauf vorzubereiten - bei den Heizungsanlagen zu Hause, bei Substitutionsprozessen oder Transformationsprozessen in der Industrie: "Das kann man schaffen, aber man muss sich dafür eben mächtig anstrengen."
Die Ökonomen der Deutsche Bank Research sehen das etwas entspannter. Sie rechnen damit, dass im Juli die Gasspeicher wieder voll sind. Denn wenn die Industrie weiter so wenig Gas nachfrage, dürften die Füllstände im ausgehenden Winter dieses Jahres auf 60 Prozent fallen und im späten Winter 2023/2024 auf 70 Prozent. Sollte die Gasnachfrage wieder auf das Niveau der letzten Jahre klettern, wären die Gasspeicher dann immer noch zu 30 Prozent gefüllt, rechnen Marion Mühlberger und Eric Heymann von der Deutsche Bank Research vor. Der Gaspreis war in den letzten Wochen deutlich gesunken auf etwa 50 Euro je Megawattstunde. Auf dem Höhepunkt Ende August hatte der Großhandelspreis an der niederländischen TTF-Börse bei 346 Euro gelegen.
Allein aus den Gasspeichern kann Deutschland natürlich nicht über den Winter kommen. Denn Erdgas wird nur in sehr geringen Mengen gefördert. Importe sind weiterhin nötig. So benötigt die Bundesrepublik dauerhaft Importe, die nach dem Stopp der Lieferungen aus Russland vor allem aus Norwegen, den Niederland und Belgien kommen.