
Reform-Turbo tuckert nur noch
Frankfurter Rundschau
Ein im ohnmächtigen DFB umso mächtigerer DFB-Direktor Oliver Bierhoff schützt sich selbst in seiner Komfortzone.
Geschlagene 58 Minuten saß Oliver Bierhoff beim letzten Auftritt von Joachim Löw in einem schmalen Raum im Medienzentrum von Herzogenaurach mit auf dem Podium vor einer Werbewand. 58 Minuten, während der der Manager ein paar wohlfeile Sätze des Anstands zum Abschied eines alten Weggefährten hätte formulieren können. Stattdessen nach gemeinsamen 17 Jahren zum schlechten Schluss kein einziges Wort des Dankes oder der Anerkennung in der Öffentlichkeit. Bierhoffs schales Eröffnungsstatement bei der Pressekonferenz schloss mit den Worten: „Unser Anspruch ist es, immer zu den Besten zu gehören. Da wollen wir hingehen, deswegen ist die Enttäuschung groß und natürlich eine Unzufriedenheit. Ansonsten“, kurze Denkpause, „ist nichts.“ Das ist in der Tat wenig. Wenn Oliver Bierhoff, 2004 von Jürgen Klinsmann als Reform-Turbo mit ins Team geholt, jetzt von außen auf „die Mannschaft“ gucken würde, sollte er bei selbstkritischer Betrachtung zu dem Ergebnis kommen: Manches ist 2021 wieder so, wie es vor 17 Jahren war. Trägheit bestimmt die Abläufe. Viele, die damals neu dazugekommen waren und, wie von Klinsmann angekündigt, jeden Stein umdrehten, sind selbst inzwischen wie versteinert. Als Bierhoff gefragt wurde, ob der Grufti-Kreis um die Nationalspieler herum einer Auffrischung bedürfe, antwortete er: „Ich sehe keine Stelle, wo wir neue Impulse setzen müssen.“ Das klingt verdächtig nach „Weiter so“, und dazu gehört auch Bierhoffs bester Kumpel Andy Köpke, der stramm auf die 60 zugeht und als Bundestorwarttrainer weiter die Keeper anleiten soll. Mit der Verpflichtung von Hansi Flick (56), der Assistent Danny Röhl (32) mitbringt, mag Bierhoff einen geeigneten Löw-Nachfolger gefunden haben. Wahr ist aber auch: Der in einem ohnmächtigen DFB umso mächtigere DFB-Direktor hat damit auch sich selbst in seiner Komfortzone geschützt.More Related News