Reemtsma-Entführer könnte nie mehr freikommen
ZDF
Er steht wieder vor Gericht: Thomas Drach, der Reemtsma-Entführer. Unter anderem wird ihm versuchter Mord vorgeworfen.
Die ganz großen Dinger drehte Thomas Drach in den letzten Jahren nicht mehr, aber laut Anklage wurde er bei seinen Taten rücksichtsloser und brutaler: Bei Überfällen auf Geldtransporte schoss er in zwei Fällen Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen nieder, die Opfer leiden bis heute unter erheblichen psychischen Folgen und können ihren Beruf nicht mehr ausüben.
Einer von ihnen hat sein Leben offenbar nur der zufälligen Anwesenheit eines Berufssoldaten und Sanitäters der Bundeswehr zu verdanken. Drach soll dem Mann in den Oberschenkel geschossen haben. Weil die Vene getroffen wurde, verlor der Mann bis zu zwei Liter Blut und musste notoperiert werden.
Das Projektil flog weiter und durchschlug das Blech eines vorbeifahrenden Autos. Ein 12-jähriges Kind auf der Rückbank wurde nur knapp verfehlt.
Die Überfälle erfolgten laut Anklage stets nach dem gleichen Muster: Drach und ein aus den Niederlanden stammender Mittäter fuhren mit gestohlenen Autos zu den Tatorten in Köln, Frankfurt und Limburg und überfielen Geldtransporte. Auf der Flucht zündeten sie die Autos an und flüchteten weiter mit anderen Fahrzeugen.
Dabei sollen sie insgesamt 230.000 Euro erbeutet haben. In einem Fall betrug die Beute allerdings nur 400 Euro: Am Köln-Bonner Flughafen erwischten sie einen Münztransporter, das dürfte nicht ihr Plan gewesen sein. Bei diesem Überfall soll Drach ebenfalls einem Sicherheitsmann mit einer Kalaschnikow in den Oberschenkel geschossen haben, weil ihm das ganze zu langsam ging. Auch dieser Mann musste notoperiert werden.
Drach hat eine lange kriminelle Karriere hinter sich: schon als Jugendlicher der erste Banküberfall zusammen mit seinem Bruder, Gewaltdelikte, und dann 1996 die Entführung des Millionenerben Jan Philipp Reemtsma. 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken (insgesamt umgerechnet etwa 15 Millionen Euro) erpressten Drach und drei Mittäter. Der Mastermind hinter der Entführung war Thomas Drach.
33 Tage lang hielten sie Reemtsma im Keller eines abgelegenen Hauses nördlich von Bremen gefangen. Drach sprach so gut Englisch, dass Reemtsma ihn für einen Engländer hielt. Nach der Geldübergabe floh Drach nach Südamerika.