
Recherchen zum kolonialen Erbe
Frankfurter Rundschau
Hessischer Landtag dringt auf Überprüfung von Museumssammlungen aus außereuropäischen Ländern. Hessen unterstützt die Institutionen bei ihren Recherchen.
In vielen hessischen Museen gibt es Sammlungsstücke aus außereuropäischen Ländern, die im Zusammenhang mit der deutschen Kolonialgeschichte stehen könnten. Ihre Erforschung soll nun in Gang kommen.
Der hessische Landtag hat sich Ende voriger Woche mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen, „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ zu überprüfen. Die Bestände der Landesmuseen sollten dabei „in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus den Herkunftsgesellschaften“ erforscht werden, heißt es in dem Beschluss, der vom Wissenschaftsausschuss gefällt wurde. Der Antrag war von der schwarz-grünen Koalition gemeinsam mit der FDP formuliert worden. Auch SPD und Linke stimmten zu. Nur die AfD votierte dagegen.
Im vergangenen Jahr hatte der Hessische Museumsverband eine Umfrage vorgelegt, an der sich 190 kommunale und privat betriebene Museen in Hessen beteiligt hatten. Davon verfügten 51 über außereuropäische Ausstellungsstücke. Nur wenige hätten die Herkunft untersucht. „Fehlendes Geld, Zeit und Personal sind vielerorts Gründe, weswegen besonders in den kleineren Museen keine Provenienzforschung stattfinden konnte“, konstatierte der Museumsverband.
Die Umfrage habe nicht geklärt, „ob bei den Objekten auch ein Unrechtskontext vorliegt“. Daher seien weitere Recherchen nötig. Die Forschung habe allerdings ergeben, „dass fast kein Museum ohne Verdachtsfälle bleibt“, stellte der Verband fest.
Hessen unterstützt die Institutionen bei ihren Recherchen. Der Hessische Museumsverband erhält jährlich 75 000 Euro vom Land, um nichtstaatliche Museen zu beraten. Für die Landesmuseen stehen höhere Mittel aus dem Landesetat bereit – 215 000 Euro zur Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialem Kontext sowie 210 000 Euro für Recherchen zu Sammlungsstücken, die aus nationalsozialistischem Raubgut stammen könnten. Um Letztere kümmert sich die 2015 eingerichtete Zentrale Stelle für Provenienzforschung, um die Kolonialismusthematik eine Forscherin am Museum Wiesbaden und ein Forscher am Landesmuseum Darmstadt.