Recherche erhebt Missbrauchsvorwürfe gegen Pius-Bruderschaft
n-tv
Über Jahren sollen Priester der katholischen Pius-Bruderschaft Gläubige missbraucht haben. Eine Schweizer Zeitung hat nach eigenen Angaben monatelang in mehreren Ländern recherchiert. Auch ein Betroffener erzählt seine Geschichte.
Die Schweizer Zeitung "Le Temps" hat Fälle von sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt bei der erzkonservativen katholischen Pius-Bruderschaft in mehreren Ländern aufgedeckt. Der Priesterbruderschaft St. Pius X. würden auch sektenähnliche Strukturen wie Kontrolle der Gläubigen vorgeworfen, schrieb die französischsprachige Zeitung. Eine Selbsthilfegruppe von Missbrauchsopfern habe von rund 60 "problematischen Priestern" berichtet.
Die Pius-Bruderschaft ist eine Priestervereinigung, der 1970 aus Protest gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils von dem umstrittenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre in der Schweiz gegründet wurde. Die Pius-Bruderschaft, die sich selbst als "Bewahrer unverfälschter katholischer Glaubenslehre" bezeichnet, ist nach eigenen Angaben in mehr als 60 Ländern aktiv. Ihre mehr als 590 Priestern sind unter anderem in Priesterseminaren und Schulen der Bruderschaft tätig.
Die Zeitung "Le Temps" hatte nach eigenen Angaben mehrere Monate lang in der Schweiz, Belgien und Frankreich zu den Missbrauchsvorwürfen gegen die Pius-Bruderschaft recherchiert und zahlreiche Zeugenaussagen gesammelt. Die Reporterinnen und Reporter sprachen mit Eltern, ehemaligen Schülern und Selbsthilfegruppen.
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