Real Madrid zähmt das gierige Monster Haaland
n-tv
Real Madrid gegen Manchester City - mehr geht aktuell nicht im Weltfußball. Im ersten Teil des Gipfeltreffens fallen schöne Tore, einen Sieger gibt es aber nicht. Für die Königlichen ist das die schlechtere Nachricht, denn eigentlich hatten sie alles richtig gemacht.
In manchen Momenten, es waren nicht einmal wenige, hatte dieses Spiel etwas von einem äußerst gemütlichen Sonntagsspaziergang. Mit der Engelsgeduld der abgekochtesten Mannschaft in Europa ertrug Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Champions League fast schon gelangweilt das Ballbesitz-Spektakel von Manchester City vor allem in den ersten 45 Minuten. Von links nach rechts wanderte der Ball von Fuß zu Fuß der Stehgeiger der Skyblues. Wohin er aber nicht wanderte: in die Tiefe. Dort, wo das gierige Monster lauert, das den Weltfußball seit Monaten aufschreckt. Doch an diesem Dienstag fand Erling Haaland vorübergehend seine Meister: David Alaba und Antonio Rüdiger. Diese Verteidigungs-Gladiatoren nahm den Norweger aus dem Spiel, so wie ihre Vorderleute alle Zuarbeiter Haalands an die Kette gelegt hatten.
Es hätte der nächste große Abend der Königlichen werden können, die nächste magische Nacht, in der dieses Ensemble seine surreale Erfolgsgeschichte fortschreibt -chancenlos in der Liga, abgehängt vom ewigen Rivalen FC Barcelona, aber gnadenlos in den Do-or-Die-Spielen. Doch es wurde eben ein Abend, der mit einer Enttäuschung endete. Weil Real nach einem fantastischen Tor von Vini Junior verpasst hatte, ein weiteres nachzulegen und weil Manchester ein Tor erzielt hatte, das nicht hätte zählen dürfen, reisen die Madrilenen in der nächsten Woche mit einem 1:1 nach England. So wie RB Leipzig im Achtelfinale, ehe sie beim Wiedersehen mit 7:0 vermöbelt worden waren. Nun ist Madrid nicht Leipzig. Die Mannschaft von Carlo Ancelotti ist mit höchsten Weihen dekoriert, ganz frisch mit der Copa del Rey, und mit den abgezocktesten Hunden im Weltfußball. Da geht immer was.
Und dennoch wissen sie darum, dass sie im ersten Duell (womöglich zu) viel haben liegengelassen. "Vielleicht ist es irgendwo okay, wir waren vielleicht näher dran", haderte der glänzende Abwehrchef Alaba bei Amazon Prime Video. "Wir haben die Möglichkeit, das 2:0 zu machen, und dann sieht das Ganze etwas anders aus. Jetzt stehen wir mit einem 1:1 da, das sicher irgendwo ein bisschen bitter ist." Weil nun halt das "wahrscheinlich schwierigste Auswärtsspiel" bevorsteht, "das es aktuell gibt im europäischen Fußball", wie Teamkollege Toni Kroos befand, der sowohl Bewacher von Kevin de Bruyne war, dem wohl einzigen Weltfußballer, der (noch) nie Weltfußballer war, als auch Regisseur aus der Tiefe. Aber Kroos sah es eben auch so: "Ich glaube, man hat gesehen, dass wir absolut auf Augenhöhe sind. Wir haben gezeigt, was wir entgegenzusetzen haben. Wir wissen natürlich, dass es nicht das ideale Ergebnis ist, aber ohne Auswärtstorregel ist es auch kein so schlechtes."
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