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Ray Chen in Wiesbaden: Der sportive Solist
Frankfurter Rundschau
Ray Chen mit den Bamberger Symphonikern beim Rheingau Musik Festival.
Neues gibt es nicht zu sagen über das Violinkonzert Felix Mendelssohn Bartholdys: zu oft aufgeführt und entsprechend nach allen Seiten hin abgespielt ist das Opus 64 in e-Moll. Ein vor 175 Jahren entstandener Dauerbrenner des Musikbetriebs. Ein Parcours für jeden namhaften Solisten, der mit dem Werk seinen musikalischen Fingerabdruck präsentiert. Im Spektrum zwischen leicht-apollinisch-sublim und sportiv-vehement bis kratzbürstig-grell. Jetzt gab sich Ray Chen, 32-jähriger gebürtiger Taiwanese („...inspiriert das klassische Publikum und erreicht Millionen von Zuhörern und Followern rund um den Globus“) beim Rheingau Musik Festival die Ehre. Ein Könner der sportiv-musikantischen Kategorie, der das zahlreich erschienene Publikum im Wiesbadener Kurhaus restlos begeisterte. Sein Ton, mit dem er manchmal üppig Vibrato gibt, ist sehr stabil, differenziert ausgeformt und macht einen beherrschten, trefflichen Eindruck. Ein Ton, der aber auch, etwa in den ruhig absteigenden Sequenzen vor der eher langsam genommenen Kadenz des ersten Satzes, nachdrücklich war. Chen konnte ohne tutti-orchestrale Bedrängnis agieren, was sich der ausgedünnten Besetzung der Bamberger Symphoniker auf dem Podium des Friedrich-von-Thiersch-Saals verdankte. Das Orchester pflegt aber offensichtlich unter der Leitung seines Chefdirigenten Jakub Hruša, der mittlerweile fünf Jahre dem fränkischen Spitzenorchester vorsteht, grundsätzlich einen hellen, ausdifferenzierten Klang.More Related News