
Raubkunst-Restitution: „Reine Gesten, oft eine Ausrede“
Frankfurter Rundschau
Die Rückgabe afrikanischer Raubkunst wird in Deutschland und Europa heiß diskutiert. Bei der südafrikanischen Kunstmesse Kapstadt beschäftigen sich Künstler mit der Aufarbeitung ihrer kolonialen Vergangenheit.
Kapstadt – Zwei nackte Frauenkörper sitzen mit verhüllten Gesichtern wie Deko-Objekte im Raum. Ein ausgeschnittenes Foto einer afrikanischen Maske, vermenschlicht mit einem nackten Frauenkörper und Augen, schielt mit kritischem Seitenblick auf eine schwarze Prinzessin.
Die Collagen der südafrikanischen Künstlerin Teresa Kutala Firmino werfen den Blick zurück auf das Publikum und hinterfragen kritisch ihren Platz in der Welt - und auch in Museen.
Die Auswirkungen des Kolonialismus sind zentrales Thema zahlreicher afrikanischer Werke, die gerade auf der Kunstmesse Kapstadt in Südafrika zu sehen waren. Reich an Symbolik, erforschen Künstler komplexe Themen wie kulturelles Erbe, Unterdrückung, historisches Unrecht und Identität – und klinken sich so in eine Debatte ein, die in Deutschland derzeit heiß diskutiert wird.
„Museumskultur ist etwas sehr europäisches, und im Zusammenhang mit Afrika mit einer gewalttätigen Geschichte verbunden“, sagt Firmino. Mit ihrer Kunst wolle sie heilen, indem sie afrikanische Geschichten aus anderer Perspektive nacherzähle, nicht der europäischen, erklärt die 29-Jährige.
In europäischen Museen sind bis heute Zehntausende afrikanische Kunstwerke ausgestellt, die einst während der Kolonialzeit geraubt wurden, in der auch Deutschland bis 1919 aktiv war. Somit befindet sich ein Großteil des afrikanischen Kulturerbes heute außerhalb Afrikas. Kritische Stimmen beanstanden, die Objekte würden hauptsächlich aus europäischer Perspektive inszeniert. Ihr Stellenwert in der afrikanischen Kunst- und Kulturgeschichte bleibe oft unbelichtet.