
Raststätten & Reisen: Danke für den guten Pudding
Frankfurter Rundschau
Florian Werner und Thomas Böhm erzählen von den großen und kleinen Geschichten des Reisens und des scheinbaren Stillstands.
Einer der Orte, an denen ich sinnlos viel Zeit in meinem Leben verbracht habe, ist die Autobahn-Raststätte Hannover-Garbsen. Wenn es ganz schlimm kam, waren es vier Stunden oder mehr, die ich dort, in Kälte und Regen wartend, herumstand. Den Daumen im Wind, wie es auf einem frühen Album von Udo Lindenberg heißt, nur weniger romantisch verklärt. Dabei war Hannover-Garbsen nicht einmal der schlechteste Ort, an dem man herausgeworfen werden konnte. Auf dem Weg nach Berlin war die Raststätte für viele Tramper eine Zwischenstation. Mit ein bisschen Glück ging es gleich weiter. Aber selbst wenn nicht, verbuchte man es doch nicht als verschwendete Lebenszeit. Waren es nicht vielmehr kleine Geschenke, Momente des Innehaltens, in denen man erproben kann, standhaft zu bleiben, während vieles vorüberzieht? Später, als ich selbst vom Anhalter zum Fahrer herangereift war, bekam ich jedes Mal ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn ich als Autofahrer einen Anhalter stehen ließ. Habe ich das jetzt wirklich gemacht? Vor ein paar Jahren habe ich zwei junge Frauen nach Berlin mitgenommen, von denen die eine, eine Holländerin, sofort auf der Rückbank einschlief. Ihre Freundin auf dem Vordersitz war dafür umso gesprächiger. Sie erzählte, dass sie viel schreibe, einen eigenen Blog habe sie auch. Die Fahrt verging wie im Flug, sie rief mir noch den Namen des Blogs zu, auf dem ich mir ja ihre Texte ansehen könne, wenn ich denn wolle. Ich habe es sogar getan und schnell wieder vergessen.More Related News