Rapperin Liz aus Frankfurt: „Du kannst Straße und trotzdem gebildet sein“
Frankfurter Rundschau
Die Frankfurterin Liz mischt die männerdominierte Rapszene auf. Die Themen der 23-Jährigen reichen von Drogendeals bis Depressionen. Ein Interview.
Frankfurt – In einer Holzkiste wird Liz, wie ein kostbares Kunstwerk in Luftpolsterfolie gewickelt, ins Städel hineingetragen. Wenig später tanzt die schöne Straßenrapperin im knallroten Outfit vor dem großformatigen Werk „Die Einführung der Künste durch das Christentum“ und rappt mit ihrer tiefen Stimme: „069, Mona Liza. Bitches kriminell, denn ich hänge nur mit Dealern. Yayo in der Pussy, wenn ich sitze in ’nem Flieger.“ Das Musikvideo zu ihrem poppigen Rapsong „Mona Liza“ ist eine Anspielung auf Beyoncés und Jay-Z’s Musikvideo „Apeshit“, das sie im Louvre drehten.
Liz war mit 17 alleine nach Paris gereist, und als sie vor dem berühmtesten Gemälde der Welt steht, sofort berührt: „Die Mona Lisa hat so einen starren Blick, aber schaut man sie länger an, kommt so viel Emotion rüber. Das erinnerte mich an mich“, sagt die 23-jährige Frankfurterin. Deshalb heißt ihr gerade erschienenes Debütalbum auch Mona Liza.
In der Deutsch-Rap-Welt wird Liz als Newcomerin schon länger gefeiert. Oft wird sie als die weibliche Version des Offenbacher Rappers Haftbefehl bezeichnet: „Es ist ein Kompliment und nervend zugleich. Die Leute wollen einen immer mit jemandem vergleichen. Und weil sie keine Frau finden konnten, haben die Hafti genommen. Wir sind uns kaum ähnlich, außer dass wir straight in die Fresse sind.“
In ihren sehr persönlichen Songs erzählt sie mal laut und wütend, wie sie Drogen an Banker vertickt, die im Maybach ihre Line ziehen, mal emotional und melodisch über Depressionen und das Alleinsein als Schlüsselkind.
Ihre echten Namen will sie nicht veröffentlichen, nur als Liz bekannt sein. Sie sitzt auf einer Bank auf dem Paul-Arnsberg-Platz im Frankfurter Ostend, auf der anderen Straßenseite ist die EZB. „Als ich hier aufgewachsen bin, war die EZB noch nicht hier, die Gegend nicht chichi.“ Ihre Mutter lebt immer noch in derselben Wohnung. Während des Gesprächs kommt zufällig ein Nachbarkumpel, der mit ihr aufgewachsen ist, vorbei und fragt: „Hast du lange zu quatschen?“ Sie lacht und lädt ihn ein, sich dazuzusetzen. Beide rauchen.