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Rafael Nadal vor historischem Triumph in Melbourne
DW
Ein Dreivierteljahr war Rafael Nadal verletzt, seine sportliche Zukunft ungewiss. Jetzt kann er im Finale in Melbourne Novak Djokovic und Roger Federer hinter sich lassen. Der Spanier überrascht sich derzeit selbst.
"Ich musste leiden, ich musste kämpfen. Es bedeutet mir sehr viel, hier im Finale zu stehen" - Rafael Nadal wirkte fast etwas ungläubig nach seinem 6:3, 6:2, 3:6, 6:3-Erfolg über den Italiener Matteo Berrettini im Halbfinale der Australian Open. Nun, leiden und kämpfen gehört zum Grundrepertoire des Spaniers: wahlweise als "Stier von Manacor" oder "Krieger" wird er schon seit mehr als einem Jahrzehnt im Tenniszirkus bezeichnet. Also alles wie immer? Überhaupt nicht.
"Ich hätte nie an eine weitere Chance in Melbourne 2022 gedacht", sagte er, ganz offensichtlich etwas überrascht von sich selbst. Zu lange war er verletzt, zu weit weg von der Weltspitze. Jetzt ist er nur noch einen Sieg vom historischen 21. Grand-Slam-Triumph entfernt. Von derart Großem wollte Nadal aber zunächst nichts wissen, sondern gab sich demütig: "Vor zwei Monaten wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch einmal zurückkehren würde. Für mich ist es ein Geschenk des Lebens, hier zu sein."
2021 - kein Wimbledon, kein Olympia für Nadal
Im August vergangenen Jahres beendete er seine Saison vorzeitig. Zerknirscht ließ er auf Twitter verlauten: "Ich sollte mir etwas Zeit nehmen, gesund zu werden." Da hatte er schon Wimbledon und Olympia wegen einer Fußverletzung sausen lassen. Bei den French Open und in Melbourne war er jeweils vor dem Finale gescheitert. Der linke Fuß plagt ihn aber schon viel länger. Eine degenerative Knochenerkrankung macht ihm seit 2005 zu schaffen. Damals seien die Ärzte "sehr pessimistisch" gewesen, ob er überhaupt im Profitennis würde bestehen können. "Das hat mich jedoch in all den Jahren nicht daran gehindert, meine sportliche Karriere weiterzuverfolgen", sagte Nadal kämpferisch. "Ich werde alles daran setzen, noch einmal zurück zu kommen."
Der Spanier änderte seine Trainingsroutine. Bei den Australian Open wirkt er nicht mehr so muskelbepackt, sondern drahtiger und geschmeidiger. Er habe weniger Zeit im Kraftraum verbracht, dafür habe er "mehr Golf gespielt" sagte Nadal etwas scherzhaft in Melbourne. Kurz vor dem Turnier hätte ihn fast noch die Pandemie gestoppt. Im Dezember erkrankt der 35-Jährige an Covid. "Ich war sehr krank. Vor allem die ersten vier Tage waren ziemlich hart."