Röttgen: Putin wurde verniedlicht
n-tv
Auf 190 Seiten analysiert CDU-Außenexperte Röttgen die dramatische Lage im Konflikt mit Russland. Dabei muss er auch Fehler der eigenen Partei benennen. Nun soll es schnell und pragmatisch gehen - mit Ölembargo und assoziierter EU-Mitgliedschaft für die Ukraine.
Das Ölembargo muss viel schneller kommen. So lautet eine der Schlussfolgerungen, die Norbert Röttgen, CDU-Außenpolitikexperte und gescheiterter Kandidat für den Parteivorsitz, aus einer Analyse der deutschen Russland-Politik der vergangenen Jahre zieht. Der Krieg werde sich an der Ausdauerfähigkeit der beiden Gegner entscheiden und "auf russischer Seite ist die Durchhaltefähigkeit vor allen Dingen eine Frage der wirtschaftlichen Durchhaltefähigkeit", führt Röttgen bei der Vorstellung seines Buches "Nie wieder hilflos!" in Berlin aus.
Zwar sei der Export Russlands niedriger als vor Beginn des Krieges, "aber Krieg sorgt für Spekulationen, führt zu höchsten Preisen", so Röttgen. Darum seien die ausländischen Devisen, die täglich in Wladimir Putins Kassen fließen, extrem hoch. "Das stabilisiert von der Währung angefangen bis hin zur Wirtschaft das System Putin." Das Ölembargo sei gegen Ende des Jahres daher zu spät, es müsse "viel schneller kommen".
Auf 190 Buchseiten "Manifest in Zeiten des Krieges", innerhalb weniger Wochen zu Papier und in den Druck gebracht, plädiert Röttgen für einen Politikwechsel - für mehr Resilienz, also Widerstandskraft gegen Bedrohungen. Er fordert einen neuen Umgang mit den Herausforderungen dieser Zeit und benennt Russland, China, Energiesicherheit, Klimawandel.