Rätselhafte Radiowellen aus dem Weltall: „Wir denken, wir sehen stellare Polarlichter“
Frankfurter Rundschau
Forschende fangen Radiosignale von „uninteressanten“ Sternen ein. Ihre Schlussfolgerung hat es in sich und könnte die Suche nach Exoplaneten revolutionieren.
Leiden – Seit 1995 die Weltraumforschung den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt hat, ist einiges passiert. Nicht nur, dass die Forscher Michel Mayor und Didier Queloz 2019 den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung des ersten Exoplaneten erhalten haben, es wurden seitdem auch zahlreiche weitere Planeten entdeckt, die Sterne außerhalb unseres Sonnensystems umkreisen. Stand Mitte Oktober 2021 sind 4847 Exoplaneten in 3583 Planetensystemen bekannt – Tendenz weiter steigend.
Und auch in Zukunft dürfte die Zahl der bekannten Exoplaneten weiter ansteigen. Dafür sorgen nicht nur dezidierte Exoplaneten-Missionen wie das Nasa-Weltraumteleskop „TESS“ und das Esa-Weltraumteleskop „Cheops“, sondern möglicherweise auch die Entdeckung eines Forschungsteams um den Astronomen Joseph Callingham (Universität Leiden). Die Forschenden haben mithilfe der Antennen des Low-Frequency Array (LOFAR) in den Niederlanden Radiowellen von mehreren roten Zwergsternen eingefangen. „Bei einigen dieser Sterne würde man nicht erwarten, dass man überhaupt Radiosignale empfangen kann“, erklärt Callingham auf Twitter. Diese Sterne seien „möglicherweise die uninteressantesten Sterne, die man sich vorstellen kann“, so der Forscher weiter.
Doch was könnte hinter dieser Radiostrahlung stecken? Die Forschenden um Callingham haben den Verdacht, dass die Radiowellen mit Polarlichtern in Verbindung stehen. In ihrer Studie, die im Fachjournal Nature Astronomy veröffentlicht wurde, zeigen sie, dass die Emissionen, die von den roten Zwergsternen aufgefangen wurden, Ähnlichkeit haben mit der Interaktion zwischen dem Planeten Jupiter und dessen Mond Io. Diese Interaktion führt zu starken Polarlichtern an den Polen des Planeten.