Quarantänezimmer "unzumutbar"
Süddeutsche Zeitung
Der Kombinierer Eric Frenzel wird in Peking positiv getestet - und befindet sich nun in einem Isolationszimmer. Das deutsche Olympiateam adressiert heftige Kritik an den Zuständen.
Der Ersatzathlet ist benachrichtigt, das Flugticket gebucht, und wenn alles gut geht, soll Manuel Faißt am Sonntag über Mailand einschweben in Peking. Das ist die positive Nachricht. Fest steht indes, dass es der dreimalige Olympiasieger in der Nordischen Kombination, Eric Frenzel, bis zum Wettbewerb von der Normalschanze am Mittwoch nicht schaffen wird. Frenzel, corona-positiv getestet, befindet sich seit der Ankunft im Bergzentrum Zhangjiakou in Quarantäne. Diese Wendung vom Favoriten zum Isolierten habe den Athleten mental mitgenommen, berichtete der Teamarzt der Kombinierer, Stefan Pecher. Bereits am Tag eins der Winterspiele hat die Situation den Deutschen Olympischen Sportbund in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Das Quarantänezimmer, in dem Frenzel ausharrt, sei "unzumutbar", erklärte der Chef de Mission, Dirk Schimmelpfennig, am Samstag. Der Verband schaltete wegen der akuten Lage seine verantwortlichen Mediziner per Video mit den Pressevertretern in China zusammen. Direkter Austausch ist schwierig bis unmöglich bei den Peking-Pandemiespielen, in jeder Beziehung. Die Folgen spüren nun vor allem die Infizierten, die keinen direkten Kontakt zur Außenwelt halten. Nicht einmal der Teamarzt stand seinem Patienten bislang von Angesicht zu Angesicht gegenüber; eine "klinische Untersuchung", sagte Pecher am Samstag, könne erst erfolgen, wenn die Quarantäne beendet ist. Der Kontakt wird solange auf andern Kanälen aufrecht gehalten.
Blut, Schweiß und Tränchen: Der Bilderteppich wird besonders dick sein in Peking. Aber er kann nicht mehr verbergen, was aus Olympischen Spielen wird, die Aura, Form und Haltung verloren haben. Von Holger Gertz
Für ein Isolationszimmer im Rahmen der Milliarden Euro teuren Spiele muss es Mindestansprüche geben, und diese fasste Delegationsleiter Schimmelpfennig so zusammen: Es muss groß genug sein. Es hat hygienischen Maßstäben, also den Sauberkeitsstandards zu genügen. Und die Athleten müssen sich an verlässliche Zeiten für Essens- und Testtermine halten können. Nichts davon ist im Falle Frenzels offenbar gegeben. Der DOSB hat deshalb beim Internationalen Olympischen Komitee und beim Organisationskomitee "beschleunigte Verbesserung" verlangt; in der Sprache der Sportdiplomatie ist das eine höfliche Umschreibung für: Leute, es reicht!
Drei Athleten der deutschen Olympiamannschaft befanden sich am Samstagabend in Quarantäne: Neben Frenzel, der am Donnerstag in China eingetroffen war und nach dem positiven Testergebnis zu einem gesonderten Quartier gefahren wurde, auch Terence Weber, sein Kollege. Anders als Olympiasieger Frenzel ist Weber allerdings im Mannschaftshotel isoliert. Von den Gesprächen mit den beiden konnte der Mediziner Pecher berichten: "Sie zeigen keine Symptome und fühlen sich topfit."