
Putins Krieg in der Kritik: Delegierte boykottieren Lawrows Rede
Frankfurter Rundschau
Russland und Wladimir Putin werden in der Ukraine „Kriegsverbrechen“ vorgeworfen. Bei den Vereinten Nationen wird Sergej Lawrow boykottiert.
+++ 15.47 Uhr: Aus Solidarität mit der Ukraine haben am Dienstag (01.03.2022) zahlreiche Delegationen in Genf die Reden des russischen Außenministers Sergej Lawrow vor Gremien der UNO boykottiert. Kurz vor Beginn der Video-Übertragung der Reden vor dem UN-Menschenrechtsrat und bei der UN-Abrüstungskonferenz verließen zahlreiche Diplomaten demonstrativ den Debattenraum, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Update, 12.12 Uhr: Der Krieg mit der Ukraine löst weltweit Kritik an Russlands Präsidenten Wladimir Putin aus. Vor allem die Meldungen, dass die russische Armee im Kampf um Kiew und Charkiw nun Streumunition und Cluster-Bomben einsetzt, sorgte stellenweise für Entsetzen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von „Kriegsverbrechen“.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sieht die Schuld für die Eskalation aber nicht in Moskau, sondern im Westen. Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS sagte Lawrow: „Die Tragödie in der Ukraine ist das Ergebnis des westlichen Umgangs mit den Kriegsverbrechen, die sich nach dem Coup im Februar 2014 ereigneten.“ Vor allem die EU-Mitgliedsstaaten Deutschland, Polen und Frankreich hätten sich laut Lawrow schuldig gemacht. Laut einer Meldung des US-Nachrichtensenders CNN sprach Lawrow in einer Fernsehansprache von „Charakteristikas eines Genozids“, der sich nach 2014 in der Ukraine an russischen Landsleuten ereignet hätte.
Erstmeldung: Moskau – Die Sanktionen des Westens gegen Russland im Ukraine-Konflikt zeigen Wirkung. Am Montag rauschte der Wert des Rubels auf ein Rekordtief. Der Kreml sieht sich den härtesten Wirtschaftssanktionen der Landesgeschichte gegenüber. Darauf reagierte nicht nur der heimische Handel, sondern auch die Reichen. Mehrere Oligarchen, welche bislang als Unterstützer Wladimir Putins galten, forderten öffentlich, den Krieg zu beenden.
Der Bankier und dreifache Dollarmilliardär Oleg Tinkow teilte auf Instagram ein Familienfoto, dass mit folgendem Satz unterschrieben war: „Wir sind gegen diesen Krieg.“ Seine Milliardärskollegen Oleg Deripaska und Michail Friedman hatten sich bereits zuvor öffentlich für ein Ende des Blutvergießens ausgesprochen*. Nun hat sich ein weiterer Oligarch der Kritik an der Invasion angeschlossen. Der Medienmogul Evgeny Lebedev schrieb in einem offenen Brief: „Präsident Putin, bitte beenden Sie diesen Krieg.“