Putins Hunger: Ukraine-Krieg verschärft weltweite Hungersnot - Wie Hülsenfrüchte helfen können
Frankfurter Rundschau
Die weltweite Hungersnot wird durch den anhaltenden Ukraine-Krieg verschlimmert. Doch es gibt Auswege. Die Kolumne „Öko-logisch“.
Essen ist politisch. Ein alter Spruch, der in Zeiten von Corona und Ukraine-Krieg zusätzliche Brisanz erhält. Bereits Covid hat Fortschritte in der Bekämpfung des Hungers weltweit stark zurückgeworfen. Die Zahl der Hungernden ist wieder auf über 810 Millionen angestiegen. Doch der Ukraine-Konflikt droht die Lage weiter zu verschlechtern. Die Lebensmittelpreise auf den Weltmärkten sind bereits deutlich gestiegen, und es könnte noch schlimmer werden.
Warum das so ist, hat sich herumgesprochen. Die Ukraine und Russland sind Kornkammern der Erde, sie sind führende Exporteure von Weizen, Mais und Ölsaaten. Eine Gruppe von Wissenschaftler:innen warnt nun davor, dass Putins Krieg nicht nur unsägliches Leid in dem überfallenen Land, sondern auch noch in weit entfernten Weltregionen auslöst. Da die Ernten in der Ukraine dieses Jahr wohl kaum exportiert werden, dürften Nahrungsmittelknappheit und Preissteigerungen in Ländern, die von Importen abhängen, zu Armut und Hunger führen. Besonders betroffen sind Länder im Nahen Osten und Nordafrika.
Nun gibt es durchaus Möglichkeiten zu verhindern, dass Wladimir Putins Aggression auch noch die Ernährung in den armen Ländern zusätzlich gefährdet. Die drei Vorschläge, die die Wissenschaftler:innen, etwa vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, machen, setzen an den eigentlich bekannten Ineffizienzen des globalen Ernährungssystems an. Wann wäre es Zeit sie endlich umzusetzen, wenn nicht jetzt?
Erster Punkt: Den Fleischkonsum reduzieren, vor allem in den reichen Ländern, wo er, auch gemessen an Gesundheitsempfehlungen, im Schnitt viel zu hoch ist – denn bisher wird ein Drittel der weltweit produzierten Kalorien an Tiere verfüttert. Zweitens: mehr stickstoffbindende Hülsenfrüchte anbauen und nachhaltigere Formen der Landwirtschaft ausweiten – wichtig, um die Abhängigkeit von Kunstdünger und dessen weltgrößtem Exporteur Russland zu reduzieren. Und drittens: Lebensmittelabfälle reduzieren – heute landet ein Drittel der Nahrungsmittel im Müll.
Über 190 Forscher:innen haben das Forderungspapier bereits unterzeichnet. Eine gute Gesundheit und eine gesunde Umwelt seien die Voraussetzungen für Frieden und geopolitische Stabilität. Putin wird das nicht beeindrucken. Recht haben sie trotzdem. (Joachim Wille)