
"Putin will nach wie vor die Ukraine zerstören"
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Der russische Diktator sehe sich "auf einer historischen Mission, die Ukraine wieder russisch zu machen", sagt die Osteuropa-Historikerin Franziska Davies im Interview mit ntv.de. "Daraus ergibt sich logisch, dass sie aus Putins Sicht auch nicht zur NATO gehören darf. Das hat weniger mit den oft unterstellten 'Sicherheitsinteressen' Russlands zu tun, aber sehr viel mit Putins neo-imperialen Ansprüchen."
Deutschland fehle eine gewisse Empathie für die historische Perspektive der ostmitteleuropäischen Länder, so Davies. "Das fällt auch bei den Diskussionen um die Waffenlieferungen auf: Hierzulande wird gefragt, ob es nicht besser sei, keine Waffen zu liefern, ob die Ukraine nicht lieber aufgeben sollte, weil jeder Frieden besser sei als Krieg. Auch das kann man mit der Geschichte erklären: In Deutschland gibt es keine Erinnerung, dass man gegen einen Feind, der einen vernichten will, kämpfen kann, vielleicht sogar kämpfen muss."
ntv.de: Putin hat eine Reihe von Gründen für den Überfall auf die Ukraine genannt - die NATO-Osterweiterung, die angebliche Unterdrückung von Russischsprachigen in der Ukraine, eine "Entnazifizierung", die notwendig sei. Glauben Sie, dass er einen dieser Gründe ernst gemeint hat?
Franziska Davies: Seine Behauptung, dass es ihm um den Schutz der russischsprachigen Ukrainer geht, ist absurd. Sie sind es schließlich, die vor allem unter seinem Angriffskrieg leiden. Das Ziel der "Entnazifizierung" ist ebenfalls lächerlich. Putin hat mehrfach geäußert, unmittelbar vor dem Angriff, aber auch schon vor einem Jahr in einem Essay "Über die historische Einheit von Russen und Ukrainern", dass die Existenz der Ukraine ein historischer Fehler der Bolschewiki gewesen sei. Aus seiner Sicht gehört die Ukraine zu Russland. Das ist der entscheidende Kriegsgrund, das erklärt auch das Vorgehen der russischen Armee: die gezielte Verfolgung der Eliten, die Russifizierung des Bildungssystems, die Zerstörung ukrainischer Kulturgüter. Putin sieht sich auf einer historischen Mission, die Ukraine wieder russisch zu machen. Daraus ergibt sich logisch, dass sie aus Putins Sicht auch nicht zur NATO gehören darf. Das hat weniger mit den oft unterstellten "Sicherheitsinteressen" Russlands zu tun, aber sehr viel mit Putins neo-imperialen Ansprüchen.

Sie hatten sich doch längst verabschiedet, nun sind sie wieder da: Der ganze alte Bundestag kommt in Berlin zusammen, um über die Schuldenpläne von Union und SPD zu diskutieren. Im Zentrum des Geschehens: die Grünen. Um deren Zustimmung werben die kommenden Regierungsparteien. Doch die zieren sich genüsslich.