Putin verlegt atomare Raketen nach Belarus und nimmt Sjewjerodonezk ein
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Mit Sjewjerodonezk hat Russland eine weitere Stadt im umkämpften Osten der Ukraine einnehmen können. Bei heftigen Raketenangriffen gab es nun wohl Hunderte Todesopfer binnen eines Tages. Unterdessen will Russland atomwaffenfähige Raketen nach Belarus bringen.
Russische Truppen haben die zuletzt umkämpfte strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine eingenommen. Das bestätigten beide Seiten am Samstagabend. Zugleich will Russland Boden-Raketen vom Typ Iskander nach Belarus verlegen, die auch mit atomwaffenfähigen Raketen bestückt werden können. Das versprach Präsident Wladimir Putin dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko. Die Verlegung werde in den nächsten Monaten erfolgen, sagt Putin bei dem Treffen in St. Petersburg der Staatsagentur Tass zufolge.
Die Iskander-M könnten «sowohl ballistische Raketen als auch Marschflugkörper aufnehmen - sowohl in konventioneller als auch in nuklearer Ausführung», meinte Putin. Sie haben russischen Medien zufolge eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Putins Angaben zufolge sollen zudem die Kampfflugzeuge von Belarus vom Typ Su-25 nachgerüstet werden. «Diese Modernisierung sollte in Flugzeugfabriken in Russland vorgenommen werden.» Dann könnten diese Flugzeuge auch Atomwaffen transportieren.
Die Ukraine hatte ihren Rückzug aus Sjewjerodonezk bereits am Freitag angekündigt. «Nach dem Rückzug von Einheiten unserer Truppen hat sich der Feind in Sjewjerodonezk festgesetzt», teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Auch Russland meldete am Abend, die Kontrolle über die Stadt zu haben. Prorussische Kämpfer der Volksrepublik Luhansk hätten mit Unterstützung russischer Truppen die Stadt «vollständig befreit», sagte Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Russische Truppen wollen zudem die gesamte linke Uferseite des Flusses Siwerskyj Donez im Luhansker Gebiet eingenommen haben. Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich gar nicht oder nur schwer überprüfen.
Nach russischen Angaben wird die Chemiefabrik «Azot» in Sjewjerodonezk von prorussischen Einheiten der Luhansker Separatisten kontrolliert. Es sei «der Versuch des Feindes vereitelt worden, das Industriegebiet (...) in ein Zentrum des Widerstands zu verwandeln». Laut den Separatisten sollen 800 Zivilisten aus dem Werk «evakuiert» worden sein, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete.
In den vergangenen Tagen hatten die russischen Streitkräfte mehrere Ortschaften im Ballungsraum Sjewjerodonezk-Lyssytschansk eingenommen. Heute leben in Sjewjerodonezk aber nur noch einige Tausend Menschen. Zudem stehen moskautreue Truppen am südlichen Stadtrand von Lyssytschansk. Die Stadt ist zum nächsten Angriffsziel der Russen geworden. Sowohl Artillerie als auch die Luftwaffe hätten Lyssytschansk unter Feuer genommen, hieß es.