"Putin säubert wahrscheinlich Geheimdienste"
n-tv
Ein schneller Sieg - mit dieser Erwartungshaltung startet der russische Präsident Putin den Krieg in der Ukraine. Drei Wochen später ist offensichtlich, dass es sich um eine Fehleinschätzung handelt. Haben die russischen Geheimdienste versagt oder dem Kremlchef aus Angst ein falsches Bild des Nachbarn geliefert?
Die russische Offensive in der Ukraine kommt nur stockend voran. Dabei ging Moskau nach Analysen seiner Geheimdienste von einem schnellen Sieg aus. Haben sie versagt? Oder haben sie Kremlchef Wladimir Putin nur die Informationen präsentiert, die er hören wollte?
Der Kreml rechnete nach seiner Invasion am 24. Februar nicht mit einem mehrwöchigen Einsatz, der das Leben Tausender russischer Soldaten kosten könnte - darin sind sich Beobachter einig. Statt erbitterten Widerstands ging Präsident Putin offenbar davon aus, dass seine Truppen freundlich empfangen würden. "Man hat Putin die tatsächlichen Verhältnisse nicht klargemacht", sagt ein Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes. "Das System schottet sich ab, damit sie ihm nicht zu viele schlechte Nachrichten beibringen müssen."
Einen Eindruck davon vermittelte eine im Fernsehen übertragene Szene, die sich drei Tage vor Kriegsbeginn ereignete. Putin bestellte seinen Sicherheitsrat ein, um mit Ministern und Geheimdienstchefs öffentlich die Optionen für die Ukraine abzuklären. Statt eines Meinungsaustausches putzte der Kremlchef aber unter anderem den stammelnden Chef des Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, herunter.