
Putin deutet Verhandlungsbereitschaft an: „Der Ball liegt bei der EU“
Frankfurter Rundschau
Russlands Präsident Wladimir Putin schlägt neue Töne an. In Sachen Gaslieferung sei Russland zur Wiederaufnahme der Lieferungen bereit.
Astana - Laut des russischen Präsidenten Wladimir Putin könne sein Land die Europäische Union (EU) sehr kurzfristig wieder mit Gas beliefern. „Wenn sie wollen, können wir die Hähne wieder aufdrehen und das war‘s“, so Putin auf einem Wirtschaftsforum in Moskau.
Russland sei ein verlässlicher Lieferant, so der russische Präsident. Für den Stopp der Gaslieferungen seit Beginn des Ukraine-Kriegs sei allein der Westen verantwortlich. „Der Ball liegt bei der EU“, so Putin. Moskau sei bereit, wieder zu liefern. Über die Rede berichtete unter anderem das Nachrichtenportal Moscow Times.
In seiner Rede kam Wladimir Putin auch auf die Explosion in den Nordstream Pipelines Anfang Oktober zu sprechen. Diese seien zurückzuführen auf „internationalen Terrorismus“, der Staaten wie den USA, Polen und der Ukraine helfe. Unter den Sanktionen gegen Russland würden nur „normale Europäer leiden“. Die Bevölkerung in der EU würde bereits damit beginnen, „Feuerholz für den Winter“ zu lagern.
Die neue Tonart Wladimir Putins inmitten des Ukraine-Kriegs kommt kurz vor einem Treffen des russischen Präsidenten mit Recep Tayyip Erdogan. Das Staatsoberhaupt der Türkei reist dafür nach Kasachstan. Vertreter der türkischen Regierung hatten bekannt gegeben, die beiden Präsidenten würden in der kasachischen Hauptstadt Astana am Rande eines dortigen Regionalgipfels aufeinander treffen. Putin deutete an, man könne Rohstoffe auch über das Schwarze Meer durch die Türkei nach Europa liefern. Erdogan hatte sich immer wieder als Vermittler im Ukraine-Konflikt angeboten. Bisherige Versuche, Putin und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einer Waffenruhe zu bewegen, scheiterten aber.
Aus Kreisen der EU gibt es bislang keine Reaktionen auf das Angebot Wladimir Putins. Ebenso unklar bleibt, ob der russische Präsident es ernst meint mit seinem Gesprächsangebot. Die Kämpfe in der Ukraine setzen sich indes ungehindert fort. Während die Ukraine vor allem im Osten des Landes weiter Gebietsgewinne verzeichnet und Russland schwere Verluste zufügt, greift Moskau unter anderem die Hauptstadt Kiew mit Drohnen an. Auch aus dem Süden des Landes werden heftige Kämpfe gemeldet. (Daniel Dillmann)