Putin bekommt mehr Nato an seiner Westfront
ProSieben
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine stellt sich das westliche Bündnis neu auf. In Madrid wird militärische Stärke beschworen. Und der Ukraine wird weitere Unterstützung zugesichert - so lange wie nötig.
Mit einer deutlichen Verstärkung der Ostflanke und mehr als 300 000 schnell einsatzfähigen Soldaten will die Nato Russland vor einer möglichen Aggression gegen Alliierte abschrecken. Die schnellen Eingreifkräfte sollten im kommenden Jahr einsatzbereit sein, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch auf dem Nato-Gipfel in Madrid.
US-Präsident Joe Biden kündigte infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einen weiteren Ausbau der Truppenpräsenz in Europa an. «Putin wollte die Finnlandisierung Europas. Er wird die Natoisierung Europas bekommen», sagte er mit Blick auf das bislang neutrale und nun in die Nato strebende Land.
Am Dienstagabend hatte die Türkei ihren Widerstand gegen die Aufnahme von Finnland und Schweden in die Nato aufgegeben. Die drei Staaten unterzeichneten eine Absichtserklärung, die auf die türkischen Vorbehalte eingeht. Dabei geht es unter anderem um Waffenexporte und den Kampf gegen Terrorismus.
Stoltenberg bezeichnete das Gipfeltreffen der Verteidigungsallianz als historisch. Der Gipfel werde die Geschlossenheit zeigen sowie die Fähigkeit, sich an eine sich ändernde Welt anzupassen. Er verwies auch auf das neue strategische Konzept. Er erwarte, dass deutlich gemacht werde, dass Russland «eine direkte Bedrohung unserer Sicherheit» darstelle, sagte Stoltenberg. China sei eine Herausforderung für die Werte, Interessen und Sicherheit der Nato.
Um schnell handlungsfähig zu sein, will die Nato die bislang rund 40 000 Soldaten umfassende Eingreiftruppe NRF durch ein neues Streitkräfte-Modell mit mehr als 300 000 schnell einsatzfähigen Kräften ersetzen. «Sie werden in ihren eigenen Ländern stationiert, aber schon bestimmten Staaten und Gebieten zugewiesen und verantwortlich sein für die Verteidigung dieser Gebiete», sagte Stoltenberg. Schwere Waffen und Gerät sollen bereits in den Einsatzgebieten vorgehalten werden. Deutschland könnte sich an diesen verstärkten Eingreifkräften der Nato mit 15 000 Soldaten beteiligen.