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Prozess gegen Mesale Tolu: Urteil erwartet
DW
Im Prozess gegen die deutsche Journalistin Mesale Tolu wird an diesem Montag in der Türkei das Urteil erwartet. Tolu geht von einem Freispruch aus. Doch für regierungskritischen Journalismus bleibt es schwierig.
Mesale Tolu ist zuversichtlich. "Ich gehe davon aus, dass ich in beiden Anklagepunkten freigesprochen werde", sagt sie im Interview mit der DW. "Sollte dabei etwas anderes rauskommen, würde uns auch das nicht wundern", so die Journalistin weiter. Ihrer Ansicht nach sei die Justiz dort nämlich unberechenbar. Tatsächlich stehen ihre Chancen für einen Freispruch gut, denn der Staatsanwalt hat in seinem Plädoyer den Freispruch gefordert und die Experten gehen eher von einer sehr dünnen Beweislage aus. Als Vertreter des Deutschen Bundestages wird Max Lucks, Obmann für Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, den Prozess vor Ort beobachten.
Im April 2017 wurde Mesale Tolu in Istanbul mitten in der Nacht von schwerbewaffneten Antiterroreinheiten verhaftet. "Vor Augen meines Sohnes wurde ich gewalttätig festgenommen", erinnert sie sich noch heute. Mehr als sieben Monate hat die gebürtige Ulmerin im Gefängnis verbracht - fünf Monate davon mit ihrem damals zwei Jahre alten Sohn. 2018 konnte sie nach Deutschland ausreisen.
Tolu hatte seinerzeit als Übersetzerin für eine linke Nachrichtenagentur gearbeitet. Ihr und ihren Mitangeklagten wurden "Mitgliedschaft in einer linksextremistischen Terrororganisation und Terrorpropaganda" vorgeworfen.
Nun, fünf Jahre danach, will Tolu endlich abschließen, nach vorne blicken, sich voll und ganz auf ihre Arbeit als Redakteurin bei der Schwäbischen Zeitung konzentrieren.
Tolu ist kein Einzelfall. Nach Angaben der türkischen Journalistengewerkschaft TGS sitzen derzeit 34 Journalisten in der Türkei hinter Gittern. Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, Beleidigung des Präsidenten oder Terrorpropaganda wird den meisten vorgeworfen.