Proteste in der Türkei: Studierende übernachten in Parks
DW
Unterkünfte in Studentenwohnheimen waren noch nie so knapp und so teuer. Die Bewegung "Wir finden keinen Unterschlupf" protestiert auf ungewöhnliche Weise: Hunderte Studierende übernachten in Parks.
Zwei Jahre lang war der Präsenzunterricht für türkische Studierende aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen. Als die Universitäten ihre Türen wieder öffneten und die Studierenden in die Uni-Städte zurückkehrten, erlebten vielen von ihnen eine böse Überraschung: Die Mieten für Wohnheime sind kaum bezahlbar. Ein Grund dafür ist die Inflation und die mit ihr verbundenen Preisschwankungen, die sich auch auf den Wohnungsmarkt auswirken. Hinzu kommt, dass der türkische Staat offensichtlich nicht für ausreichend Kapazitäten in den studentischen Wohnheimen gesorgt hat: Für die rund achteinhalb Millionen Studierenden stehen nur knapp 700.000 Plätze in Wohnheimen zur Verfügung.
Die schwierige Lage bewegte zahlreiche Studenten dazu, ihren Unmut in die Öffentlichkeit zu tragen. Türkeiweit übernachten Studierende seit Tagen in öffentlichen Parks - mehr als 2240 angehende Akademiker soll es nach Angaben des Innenministeriums in die Grünanlagen verschlagen haben. Die Bewegung, die sich "Wir finden keinen Unterschlupf" (Barinamiyoruz) nennt, begann im Istanbuler Yoğurtçu-Park und fand schnell auch in anderen türkischen Städten Nachahmer. Mieterhöhungen von 70 bis 290 Prozent seien die Ursache dafür, dass sie jetzt wohnungslos sind, schreiben die Aktivisten in einem offenen Brief. "Weil wir keinen Ort haben, an dem wir menschenwürdig leben können, werden wir diese Möglichkeit selbst erschaffen", heißt es in dem Schreiben.