
Proteste im Iran halten an: Polizei geht brutal gegen Demonstrierende vor
Frankfurter Rundschau
Vor dem Neujahrsfest feiern die Menschen im Iran einen alten Brauch. Vorab rufen Aktivist:innen zu Protesten auf. Die Polizei reagiert.
Frankfurt – Eigentlich war es ein freudiger Anlass: Angesichts des bevorstehenden Persischen Neujahrsfest feierten die Menschen in ganz Iran einen alten Brauch. Freunde und Familie kamen in der letzten Nacht auf Mittwoch vor dem Neujahr zusammen und sprangen über Feuerstellen. Eine Gelegenheit, die Aktivist:innen im Vorfeld nutzten, um zu neuen Protesten aufzurufen.
Die iranischen Sicherheitskräfte reagierten prompt und gingen mit massiver Gewalt gegen die Demonstrierenden vor. Das berichtete Spiegel Online. Demnach hätten führende Polizeikommandeure bereits nach den Protestaufrufen mit einem entschlossenen Vorgehen der Sicherheitskräfte gedroht – und es nicht nur bei Drohungen belassen.
So sind nach Angaben von Menschenrechtlern iranische Sicherheitskräfte brutal gegen die demonstrierenden Menschen vorgegangen. Videos in sozialen Medien zeigen Proteste in verschiedenen kurdischen Städten. Der Organisation für Menschenrechte Hengaw zufolge sind in der kurdischen Stadt Saghes zahlreiche Menschen von iranischen Sicherheitskräften festgenommen oder gar beschossen worden. Viele der Verwundeten sind demnach in den Tagen darauf ihren Verletzungen erlegen.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete, waren darüber hinaus Einheiten an zentralen Orten in der iranischen Hauptstadt Teheran stationiert. Auch hier zeigen Videos Zusammenstöße zwischen jungen Menschen und Sicherheitskräften. Die Demonstrierenden zündeten Böller und Rauchbomben, im Süden der Stadt explodierte ein Auto.
Auslöser für die seit September 2022 andauernden Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidervorschriften festgenommen und starb wenig später in Polizeigewahrsam. Ihr Tod löste im Iran einen feministischen Freiheitskampf aus. Richteten sich die Proteste anfangs noch gegen die Kopftuchpflicht, forderten die Demonstranten später den Sturz der Islamischen Republik. Das Regime steht deshalb mächtig unter Druck, auch, weil systematische Giftanschläge an Mädchenschulen die Proteste zuletzt weiter anheizten. (Niklas Müller)