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Protest gegen Windkraft: Was ist dran an der Kritik?
DW
Für den Klimaschutz wird Windkraft gebraucht, doch es gibt auch Protest. Kritiker finden Windräder hässlich, ungesund oder gar umweltschädlich. Zudem würden Gemeinden von Windparks kaum profitieren. Was sind die Fakten?
Windkraftanlagen verändern zweifellos Landschaften. Die Türme werden immer höher, die Flügelspitzen der Rotoren erreichen bis zu 250 Meter. Bei gutem Wetter sind die hellgrauen Anlagen weit sichtbar. Doch das gilt auch für andere Bauten im Energiesystem: Für den Kohleabbau werden Dörfer abgerissen und Wälder abgeholzt, Hochspannungsmasten durchziehen Landschaften. Schornsteine und Kühltürme von Kraftwerken ragen bis 200 Meter in die Höhe, Rauch und Wasserdampf steigen mehrere Kilometer hoch. Auch wenn einige auf die Windräder schimpfen: Windräder sind im Vergleich immerhin sauber und setzen weder Feinstaub, Quecksilber noch CO2 frei.
Im dicht besiedelten Deutschland, wo die Windkraft im globalen Vergleich sehr weit fortgeschritten ist und den heimischen Strombedarf schon zu fast einem Drittel deckt, haben Windkraftanlagen eine hohe Akzeptanz.80 Prozent der Bevölkerung halten den weiteren Ausbau von Windkraft an Land für "eher wichtig". Windanlagen in der eigenen Nachbarschaft finden 47 Prozent der Bürger in Deutschland eher gut oder sehr gut, einen Solarpark befürworten 62 Prozent, ein Atomkraftwerk jedoch nur 5 und ein Kohlekraftwerk 4 Prozent.
Bei viel Wind wird es in der Windanlage laut. Unter Volllast entstehen an der Nabe in 100 Meter Höhe bis zu 105 Dezibel (dB), das entspricht der Lautstärke eines Baggers. In 250 Meter Entfernung sind es dann noch rund 45 dB. Das entspricht der Lautstärke eines rauschenden Waldes oder einer ruhigen Wohnung. In 500 Entfernung sinkt der Schallpegel bei voller Leistung auf 40 dB, der Lautstärke eines leichten Regens.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in Wohngebieten eine maximale Lärmbelastung durch Windparks von 45 Dezibel. In Deutschland darf der Schall in Wohngebieten nachts bei maximal 40 dB liegen und am Tag bei 55 dB – das ist so laut wie normaler Straßenverkehr. Auch darum dürfen Windparks nur mit entsprechendem Abstand zu Wohngebieten gebaut werden.
Außerdem erzeugen Windkraftanlagen sehr tiefe Töne mit sehr niedriger Frequenz unter 20 Hertz, den sogenannten Infraschall. Menschliche Ohren können so tiefe Töne nicht hören. Infraschall entsteht auch durch Wasserfälle und Meeresbrandung oder durch Maschinen, Fahrzeuge, Heizungen, Pumpen und Klimaanlagen.