Priester: Kampf gegen Homophobie soll kein Ritual werden
n-tv
München (dpa/lby) - Anders als vor einem Jahr will der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe bei der Aktion #liebegewinnt in diesem Jahr keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen. "Im vergangenen Jahr war sie ein starkes Zeichen gegen das kurz zuvor vom Vatikan erlassene Verbot solcher Segensfeiern", teilte er am Sonntag mit. Die Aktion sei ein Aufbegehren, ein "Jetzt erst recht!" gewesen - durch ihre Wiederholung würde ihr genau dieser Charakter genommen, befürchtete der Pfarrer. "Sie würde zum Ritual".
Ein weiterer, rein pragmatischer Grund sei, dass er in München und Umgebung keine Kirche für einen solchen Gottesdienst gefunden habe. "Alle diesbezüglichen Anfragen blieben entweder unbeantwortet oder wurden abgelehnt", teilte er mit.
Rothe hatte im vergangenen Jahr - wie auch viele andere katholische Priester überall in Deutschland - in München mehrere gleichgeschlechtliche Paare gesegnet. Die Aktion war ein orchestrierter Protest gegen das zuvor von der Glaubenskongregation im Vatikan ausgesprochene kategorische Verbot, homosexuelle Paare zu segnen. In diesem Jahr sind Aktionen rund um den 10. Mai geplant.
Rothe betonte, Teilnehmer der Aktion in diesem Jahr nicht kritisieren zu wollen. Er fürchtet aber um die Effektivität einer Aktion, sollte sie zu einem Ritual verkommen: "Das vatikanische Segensverbot könnte bestehen bleiben, die homophoben Passagen im Katechismus der katholischen Kirche müssten nicht umgeschrieben werden", teilte er mit. "Das System hat Erfahrung damit, Widersprüche nicht auszuräumen, sondern auszusitzen." Abseits der Aktion werde er selbstverständlich weiter homosexuelle Paare segnen.