Polizeiversagen erleichterte wohl sexuellen Missbrauch
n-tv
Über Jahre zwingen kriminelle Banden Dutzende Mädchen in Manchester mit Gewalt, Drogen und Alkohol in die Prostitution. Und die örtliche Polizei schaut viel zu lange weg, wie eine neue Untersuchung zeigt. Polizeichef Steven Watson nennt die Ergebnisse des Berichts "schockierend, drastisch und beschämend".
Ein Untersuchungsbericht wirft der Polizei in der Region Manchester jahrelanges Versagen beim Vorgehen gegen organisierten sexuellen Missbrauch von Minderjährigen vor. Mädchen in der Stadt Rochdale seien wegen Versäumnissen ranghoher Polizisten und Kommunalpolitiker der Gnade krimineller Banden ausgeliefert gewesen, hieß es in der Studie. Die Autoren identifizierten darin 96 potenzielle Täter, die noch heute ein Risiko für Kinder und Jugendliche darstellten.
In Rochdale waren Dutzende Mädchen, die meist aus ärmlichen oder schwierigen Verhältnissen stammten, über Jahre von Kriminellen mit Gewalt, Drogen und Alkohol zur Prostitution gezwungen worden. Die Behörden nahmen Hinweise lange Zeit nicht ernst. Opfer galten als nicht glaubwürdig, zudem gab es Angst vor Rassismusvorwürfen, da die meisten Beschuldigten aus Pakistan stammten. Bisher wurden 42 Männer wegen des Missbrauchs von insgesamt 13 Kindern verurteilt.
Der 173-seitige Bericht, den der Bürgermeister der Region Greater Manchester in Auftrag gegeben hatte, deckt die Jahre 2004 bis 2012 ab. In dieser Zeit scheiterten mehrere Polizeiermittlungen. Es sei zu wenig Personal eingesetzt worden, um dem Ausmaß der weit verbreiteten organisierten Ausbeutung in der Region gerecht zu werden, sagte der Co-Autor des Berichts, Malcolm Newsam. Angeprangert wird auch eine Gleichgültigkeit der örtlichen Behörden gegenüber der Not Hunderter Jugendlicher.
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.