Polizeiruf „Hermann“ im Ersten: Ein anderes Deutschland?
Frankfurter Rundschau
Der Brandenburg-Polizeiruf „Hermann“ erzählt eine Geschichte von Schuld und Wiedergutmachung.
Nur ein Vorname als Titel, „Hermann“, das ist ein erster Fingerzeig, dass es um ein besonderes Schicksal geht. Und dann beginnt dieser Brandenburger „Polizeiruf 110“, der sich als deutsch-polnischer etabliert hat, mit einem Dialog, der weder auf Polnisch noch Deutsch geführt wird, sondern in Ivrit – abgesehen von „am Arsch“, zwei Wörtern, an die sich der alte, als Kind im KZ gequälte Mann im Auto im Gespräch mit seiner Tochter erinnert. Die Spielmanns sind wegen eines Gerichtsverfahrens nach Deutschland gekommen, es geht um ein Haus in Cottbus, das der Familie gehörte und nun Millionen wert sein soll.
Der letzte Polizeiruf mit Maria Simon als Olga Lenski lief im Januar; doch allein ist Adam Raczek, Lucas Gregorowicz, bei diesem Fall nicht, bei der Cottbusser Polizei trifft er auf eine alte Bekannte: Gisa Flake spielt Alexandra Luschke, die offenbar im Gegensatz zu ihrem Chef (Bernd Hölscher) gute Erinnerungen an Raczek hat. Den Grund für seine gewaltige Abneigung erfährt man nicht; das könnte aber noch Thema werden.
In „Hermann“ geht es um Schuld, Aufarbeitung und Wiedergutmachung, aber schon auch um den wieder bzw. immer noch schwärenden Antisemitismus. Als „ein paar Juden“ werden die Spielmanns bezeichnet, der Immobilienhai, ausgerechnet!, der schon mit dem lukrativen Umbau des Hauses plant, beschimpft Zvi, der einst Hermann hieß, er habe wohl „Geld gerochen“. Auch Raczek und Alex Luschke sind nicht immer Vorbilder an Fingerspitzengefühl.