
Politisch Korrekte, esst keine Kartoffeln!
n-tv
Ohne Erdäpfel hätte es noch mehr Hunger auf der Welt gegeben. Trotzdem sollten Hypermoralisten über den Verzehr von Kartoffeln nachdenken. Mit jedem verspeisten Exemplar wird ein Mitbringsel weißer Kolonialisten geehrt – könnte man meinen. Muss man aber nicht.
Guten Tag, geschätzte Leserschaft, hier lesen Sie mal wieder das Produkt Ihrer Samstagskartoffel. Mit diesem einleitenden Satz bin ich gleich bei dem Punkt, um den es heute geht: die Kartoffel. Als Sehr-Gutmensch von tadelloser Gestalt – es kommt auf die inneren Werte und nicht das Äußere an – habe ich natürlich nichts dagegen, wenn man mich Kartoffel nennt, wie ich gleich erläutern werde. Ich stehe da drüber, bin außergewöhnlich tolerant.
Vor allem: Ich mag Kartoffeln, es ist für mich keine Beleidigung. Gebraten mit Boulette und Senf zum Beispiel schmecken sie mir. Kartoffelmus ist auch prima. Ohne die Kartoffelesser gäbe es Vincent van Gogh nicht. Und auch keine Belgier, die sich bekanntlich zu 99 Prozent von Pommes ernähren und ohne Kartoffeln aussterben würden, was wir nicht wollen, weil sich die EU und die NATO sonst ein neues Hauptquartier suchen müssten. In Brüssel läuft nun mal nichts ohne Belgier.
Es gibt aber auch die dunkle Seite der Kartoffel. Zu Recht ist sie ein Nachtschattengewächs – auf ihr lastet der furchtbare Schatten der Vergangenheit. Wir Deutschen sollten unseren Titel als Weltmeister des Hypermoralismus und politisch Korrekten verteidigen und uns im Zuge der Neubewertung historischer Ereignisse, gerade was Kolonien betrifft, sehr genau überlegen, ob wir weiterhin Kartoffeln essen wollen, da sie die spanischen Eroberer aus Südamerika mitbrachten und wir weißen Europäer uns quasi fremdes essbares Kulturgut aneigneten. Wie viele Südamerikaner mussten sterben, damit wir heute Kartoffeln essen können?

In Deutschland wird oft über Mehrsprachigkeit sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. In Ghana hören Babys bis zu sechs verschiedene Sprachen, wie eine Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zeigt. Es ist die erste dieser Art, die zudem die gängigen Vorurteile zur Mehrsprachigkeit infrage stellt.