
Plötzlich Feinde?
Die Welt
Jahrelang umgarnten die Führer des Weltsports Wladimir Putin. Sie schäkerten, ließen sich Orden von ihm verleihen und bereiteten ihm die große Bühne. Das soll nun in Rekordzeit alles vorbei sein. Wirklich?
Einige Treffen haben sich fest eingebrannt ins kollektive Gedächtnis der Sportfans weltweit. Wie Wladimir Putin 2019 seinem Kumpel Gianni Infantino feixend den „Orden der Freundschaft“ überreicht etwa. Oder wie sich IOC-Boss Thomas Bach in einem Straßencafé von Sotschi während Olympia 2014 mit dem russischen Präsidenten zuprostet. Die wichtigsten Männer des Sports haben jahrelang ein seltsam inniges Verhältnis zu Putin gepflegt und Kritik daran nur allzu gern unter dem Deckmantel der vermeintlichen politischen Neutralität abgetan.
Vielmehr haben sie ihm die große Bühne bereitet. Die Leichtathletik-WM 2013 in Moskau, die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014, die Fußball-WM 2018, die EM-Partien in St. Petersburg 2021 oder die Formel-1-Auftritte in Sotschi waren werbewirksame Veranstaltungen. Um die Welt gingen Bilder eines vermeintlich offenen Landes. Während Menschenrechtler die Einschränkungen der Meinungsfreiheit und Verhaftungen von Oppositionellen anprangerten, schwärmte Infantino gar, die Welt habe sich bei der WM 2018 in Russland verliebt.