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Pjöngjang baut Drohkulisse zum Amtswechsel im Süden auf
DW
Der Amtsbeginn des neuen südkoreanischen Präsidenten Yoon steht im Zeichen des Widerstands gegen verstärkte Raketendrohungen aus Pjöngjang.
Wenn der 61-jährige Yoon Suk-yeol am Dienstag als 20. Präsident von Südkorea vereidigt worden ist, dann wird als erstes die Außenpolitik seine ganze Aufmerksamkeit erfordern. Denn Nordkorea testete am vergangenen Wochenende zum 15. Mal in diesem Jahr eine Rakete und bereitet offenbar den ersten Atomtest seit fünf Jahren vor. Südkoreas Geheimdienstchef Park Jie Won zufolge könnte der Test in dem zehntägigen Zeitfenster bis zum Besuch von US-Präsident Joe Biden in Südkorea am 20. Mai stattfinden.
Auf der Tagesordnung von Yoon und Biden steht die Eindämmung von Nordkoreas Atom- und Raketenrüstung ohnehin ganz oben auf der Tagesordnung, da es seit dem ergebnislosen Gipfeltreffen zwischen Nordkoreas Führer Kim Jong Un und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2019 in Hanoi kein Treffen der Atomunterhändler beider Seiten mehr gegeben hat. Yoon wird mit Biden auch über eine engere Einbindung von Südkorea in die US-Strategie eines "freien und offenen Indo-Pazifiks" sprechen. Durch einen engeren Schulterschluss will er Zweifel an der Zuverlässigkeit von Südkorea als Verbündeter zerstreuen, die sein scheidender Vorgänger Moon Jae In geweckt hat.
Der bisherige Amtsinhaber verteidigte vor der Vereidigung seines Nachfolgers seine Annäherungsstrategie an Nordkorea noch einmal. "Frieden ist die Voraussetzung für unser Überleben und unseren Wohlstand", bekräftigte Moon am Montag in seiner Abschiedsrede. Im April hatte er in einem "Freundschaftsbrief" an Nordkoreas Führer Kim den Geist ihrer drei Gipfeltreffen im Jahr 2018 beschworen, obwohl er aus dem Norden zuletzt persönlich beleidigt wurde. Ein Dialog solle die Ära der Konfrontation überwinden, erklärte Moon.
Aber seine rechtfertigenden Worte klingen derzeit wie aus der Zeit gefallen. Bei einer Militärparade mit den neuesten Raketen Ende April verkündete Nordkoreas Machthaber Kim eine erweiterte Nukleardoktrin, wonach seine Atomwaffen nicht nur der Selbstverteidigung dienen, sondern auch für Präventivschläge genutzt werden könnten. "Damit hat sich die Qualität der von Nordkorea ausgehenden Bedrohung nochmals expliziert verändert", meint Thomas Yoshimura, Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Seoul.
Bei einem Fototermin mit seinen Truppen am vergangenen Freitag erklärte Machthaber Kim, die Armee solle "ihre Kräfte in jeder Hinsicht verstärken, um den Feind zu vernichten". "Solche Botschaften richten sich an die eigene Bevölkerung, aber sind auch Kulisse für den Amtswechsel im Süden", sagt Yoshimura.