
Pizza, Eis und peinliche Mütter
n-tv
Die Kolumnistin sitzt bei geöffneter Tür zum Vorgarten am Laptop, ganz draußen hätte sie kein WLan mehr, und träumt vom Urlaub am Meer. Von hier kann sie sehr schön beobachten, und belauschen, was in ihrer Straße kurz vor den Ferien so abgeht.
"Ich bin einfach enttäuscht von der Welt". Eine weibliche Stimme, im Vorübergehen, ich sitze mit offener Tür an meinem Laptop, arbeite, und vor meinem Fenster läuft die Welt entlang. Hier heißen die Stadtteile Schmargendorf, Zehlendorf, Wilmersdorf, Grunewald, und diese Namen sind auch Programm. Dorf. Wald. Aber eben auch: Einwohner. Mütter, die ihre Kinder zur Schule bringen, Väter, die sie abholen. Büromenschen, die einen Parkplatz suchen. Leute, die zu den Ärzten oder Anwälten nebenan wollen, Kinder, die quengeln, Hunde, die bellen, Menschen, die laut im Auto telefonieren und den Rest der Straße daran teilhaben lassen. Herzlichen Dank, gut, dass ich jetzt weiß, wann du zu Hause sein wirst, Guido, damit die Michaela dann schonmal die Kartoffeln aufsetzen und sich frisch machen kann.
Am Nachmittag kommt dieselbe Frau von morgens vorbei, nur aus der anderen Richtung, ich sitze wieder an der geöffneten Tür, in der Hoffnung, dass ein Lüftchen weht: "Kannst du mal aufhören so an mir rumzuzuppeln!" Sie muss den kleinen Jungen meinen, der hinter ihr herhastet und den sie wohl gerade abgeschüttelt hat, denn er guckt enttäuscht auf seine Hände. Sie läuft im Stechschritt weiter, ich kann nicht mehr hören, was sie noch sagt, aber ich habe allergrößtes Mitleid mit dem Jungen.
