Pietro Orlandi gibt seine Schwester Emanuela nicht auf
n-tv
Seit 40 Jahren sucht Pietro Orlandi nach seiner Schwester Emanuela und der Wahrheit. Bei einem Treffen in Rom erzählt er von seiner Kindheit in den Gärten des Vatikans, seiner Beziehung zum Papst und Chopins Nocturne, das er mit Emanuela gerne zu Ende spielen würde.
Die Verabredung mit Pietro Orlandi in Rom ist in der Via della Conciliazione, der Straße, die mit Castel Sant'Angelo im Rücken schnurstracks zum Petersplatz führt. Passt perfekt, Orlandi und im Hintergrund die Kuppel des Petersdoms. Immerhin wirft der Vatikan seit 40 Jahren seine Schatten auf die Familie Orlandi, hütet wer weiß welche Geheimnisse über das Verschwinden seiner Schwester Emanuela an einem Sommerabend vor genau 40 Jahren.
Das Fernsehen täuscht nicht selten. Es schafft auch Sorgenfalten zu glätten, weswegen man beim persönlichen Treffen einen Mann erwartet hätte, dem der jahrzehntelange Kampf für die Aufklärung des Schicksals seiner Schwester anzusehen ist. Dem ist aber nicht so. Pietro Orlandi hat eine angenehme Ausstrahlung, seine grünen Augen blicken freundlich. Er ist 64 Jahre alt, doch trotz schlohweißem, etwas längerem Haar würde man ihn um mehrere Jahre jünger schätzen.
Auf die Frage, wie sehr das Schicksal seiner Schwester sein Leben geprägt hat, antwortet er im Gespräch mit ntv.de: "Maßgeblich. Aber ich führe diesen Kampf nicht alleine." Er sei zwar derjenige, der immer im Fernsehen und bei den Pressekonferenzen zu sehen ist. Hinter ihm stünden aber seine ganze Ursprungsfamilie sowie seine Frau und seine sechs Kinder. "Ohne sie hätte ich irgendwann das Gleichgewicht verloren." Seine Kinder sind alle schon erwachsen, abgesehen von der Jüngsten, die 16 Jahre alt ist. Sie begleiten ihn auch oft zu Terminen. "Was aber nicht heißt, dass ich ihnen die Bürde von Emanuelas Schicksal auferlegt habe. Sie sind einfach mit dieser Tante, die eben wer weiß wo ist, aufgewachsen. Als sie noch Kinder waren und im Fernsehen über Emanuela berichtet wurde, riefen sie: 'Papa die Tante ist im Fernsehen'."
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.