
Picasso in Köln: Kunstmarktkünstler? Oder Friedenskämpfer?
Frankfurter Rundschau
„Der geteilte Picasso“ im Kölner Museum Ludwig untersucht, wie unterschiedlich der Künstler in BRD und DDR wahrgenommen und für die Zwecke des jeweiligen Regimes instrumentalisiert wurde. Von Sandra Danicke
Der erste Eindruck ist mehr als ernüchternd. Eine Picasso-Ausstellung stellt man sich vollkommen anders vor. Nicht mit Bildern, die eingezwängt auf roh gezimmerten Stellwänden hängen. Mit Objekten, die augenscheinlich wahllos auf erratisch im Raum verteilten Sperrholzplatten sitzen. Man erwartet doch vielmehr eine effektvolle Lichtinszenierung, die die Farben zur Geltung kommen, die Gemälde leuchten lässt und nicht die Wände. Die Ausstellung „Der geteilte Picasso“ im Kölner Museum Ludwig bietet nichts davon. Deutlicher kann man nicht demonstrieren, dass es hier um etwas anderes geht als um den reinen Kunst-Genuss.
Als Besucherin fühlt man sich von dieser sperrigen Inszenierung vor den Kopf gestoßen - und das hat seinen Reiz. Man fühlt sich sofort herausgefordert zu ergründen, was das soll. Dafür muss man einiges leisten. Man muss zum Beispiel ziemlich viel lesen. Es gibt eine Menge Wandtexte, großformatige Reproduktionen aus Büchern und von Briefen, Beschriftungen auf Buchrückseiten oder alte Zeitungsartikel. In all das muss man sich ein wenig einlesen, um zu verstehen, dass Pablo Picasso in den beiden Deutschlands, die zwischen 1949 und 1990 existierten, völlig unterschiedlich rezipiert wurde. Dass die Werke des weltberühmten Malers und Bildhauers und seine politischen Äußerungen nicht nur aus verschiedenen Perspektiven gelesen wurden. Picasso wurde von beiden Seiten regelrecht instrumentalisiert.
Es ist einigermaßen mutig von Museumsdirektor Yilmaz Dziewior, dessen Haus die größte Picasso-Sammlung außerhalb des Pariser Picasso-Museums besitzt, mit diesem Pfund nicht zu wuchern. Die paar Originalgemälde, die hier zu sehen sind, dienen allein der Illustration eines Sachverhalts, man müsste den Kontext ausblenden, um sie zu genießen. Dass man das in diesem Ausstellungsdesign (das von dem Filmemacher Eran Schaerf entwickelt wurde) nicht kann, ist kein Zufall oder Ungeschick, es ist bezeichnend für das, worum es hier geht.