Philippinen: Diktatorensohn Marcos als Präsident vereidigt
DW
Der Diktatorensohn Ferdinand Marcos Junior hat sein Amt als Präsident der Philippinen angetreten. Damit kehrt der Familienclan um den früheren Despoten Ferdinand Marcos 36 Jahre nach dessen Sturz an die Macht zurück.
Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen ist am Donnerstag Ferdinand Bongbong Marcos als 17. Präsident der Philippinen vereidigt worden. Der 64-Jährige tritt die Nachfolge von Rodrigo Duterte an, der aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren konnte. In seiner Antrittsrede wiederholte Marcos sein einziges Wahlkampfthema, die "Einheit" der Philippiner.
Mit Blick auf die Diktatur seines gleichnamigen Vaters (1972-1986) rief er dazu auf, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nach vorn zu schauen. Am Ende schlug Marcos doch noch indirekt einen Bogen zum Regime seines Vaters, indem er sagte: "Es gibt keine Ausreden. Es wird nun einfach angepackt. So wie es schon einmal vor langer Zeit gemacht wurde."
Marcos und seine Familie lehnen eine Entschuldigung für Korruption und Menschenrechtsverletzungen in der Ära von Marcos Senior kategorisch ab. Stattdessen sprechen sie vom "goldenen Zeitalter der Philippinen". Kritiker werfen Marcos vor, seinen Wahlkampf in den Sozialen Medien mit Lügen und Desinformation über das Regime seines Vaters geführt und mit von seiner Familie veruntreutem Staatsvermögen finanziert zu haben.
Menschenrechtler und Überlebende der Marcos-Diktatur protestierten derweil gegen den neuen Präsidenten und forderten Gerechtigkeit für die Opfer von Marcos Senior. Dieser hatte das südostasiatische Inselreich von 1965 bis 1986 regiert; 1972 hatte er das Kriegsrecht ausgerufen. Allein für die Zeit von 1972 bis 1981 hat Amnesty International etwa 72.000 Verhaftungen, 34.000 Folterungen und 3240 Morde dokumentiert.
Aktivistinnen und Aktivisten fürchten einen endgültigen Rückfall in die dunkle Vergangenheit - mit neuen zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Marcos übernimmt bereits ein Land, das durch den von Duterte 2016 begonnenen blutigen "Anti-Drogen-Krieg" mit mehreren Zehntausend Todesopfern am Abgrund zur Diktatur steht.