Pflegenotstand verschärft sich weiter – So viele Fachkräfte fehlen
Frankfurter Rundschau
Trotz besserer Tarifbedingungen befindet sich der Pflegeberuf in einem Notstand. Es fehlen mehr als 50.000 Pflegekräfte. Die Löhne müssen deutlich steigen.
Köln – Krankenhaus- und Altenpflege sind seit Jahren „auf einer Rutschbahn nach unten“, sagte der Direktor des Instituts für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung an der Hochschule Koblenz, Stefan Sell, am Mittwoch (13.10.2021) im „Morgenecho“ bei WDR 5. Sell warnte vor einer weiteren Verschärfung des Pflegenotstands. Denn trotz der Veränderung etwa bei Tarifen sei der Pflegeberuf auf dem absteigenden Ast. Es wird von Experten „dringend darauf hingewiesen, dass wir eigentlich einen großen Sprung nach vorne machen müssten“, sagte der Sozialwissenschaftler. Bestehende Probleme wie etwa der Personalmangel würden zwar seit vielen Jahren beklagt, doch gleichzeitig eskaliere die Situation immer weiter.
Da die Löhne in unterschiedlichen Pflegebereichen sehr verschieden seien, forderten Pflegeorganisationen eine deutliche Anhebung der Vergütung, sagte Sell zum Auftakt des Deutschen Pflegetages, der bis Donnerstag in Berlin stattfindet. „Das ist nicht die einzige Lösung, sondern es ist ein wichtiger Baustein.“ Wichtig sei es, dass man den jüngeren Menschen klare Signale sende, dass die Bedingungen deutlich besser werden, denn nur so könne man den „Riesenbedarf“ an Personal auch nur ansatzweise decken.
„Es muss ein Signal ausgehen von der Politik“, erklärte der Sozialwissenschaftler. „Wir werden deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen.“ Einerseits denke er daran, dass Steuergelder dafür eingesetzt werden müssen, andererseits aber auch an eine finanzielle Eigenbeteiligung derjenigen Patient:innen, die sich das auch leisten können. „Aber man muss den Menschen auch sehr deutlich machen: Wir reden hier nicht über eine Milliarde mehr, oder zwei“, sagte Sell. Zu den aktuellen Ausgaben müsse laut Sell ein zweistelliger Milliardenbetrag hinzukommen.